Tourismusjahr 2018 Rekord bei Ausgaben für das aktuelle Reisejahr
Die Tourismusbranche ist in glänzender Verfassung. In manchen Regionen wird der Erfolg jedoch zum Problem.Nach einem unerwartet starken Jahr 2017 präsentiert sich die Tourismusindustrie auf der Reisemesse ITB (7. bis 11. März) in Topform. Die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) bescheinigte der Branche glänzende Aussichten für das aktuelle Reisejahr.
Im vergangenen Jahr gaben Deutschlands Urlauber die Rekordsumme von gut 96 Milliarden Euro (Vorjahr: rund 88 Mrd.) aus, wie aus der in Berlin vorgestellten FUR-Analyse hervorgeht.
Danach wollen auch in diesem Jahr wieder 69 Prozent der befragten Bundesbürger sicher oder wahrscheinlich eine Urlaubsreise unternehmen. Nur 11 Prozent (Vorjahr: 12 Prozent) wollen nicht verreisen. Zudem haben 30 Prozent vor, ihr Budget zu erhöhen. Weniger ausgeben als im Jahr zuvor wollen lediglich 13 Prozent der Befragten. Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) rechnet damit, dass sich die Bundesbürger in diesem Jahr 1,5 bis 2 Prozent mehr Reisetage leisten.
Laut der FUR-Reiseanalyse zieht es Sonnenhungrige aus Deutschland mehr denn je in die Ferne. 72 Prozent aller Urlaube führten im vergangenen Jahr ins Ausland, so viele wie nie zuvor. Allerdings ist Deutschland selbst mit 28 Prozent weiterhin das wichtigste Reiseziel.
Im Ausland steht Spanien unangefochten an der Spitze. 2017 machten den Angaben zufolge insgesamt 54,1 Millionen Urlauber aus Deutschland 69,6 Millionen Reisen (Vorjahr: 68,7 Mio). Hinzu kamen 82,1 Millionen Kurztrips (Vorjahr: 80,5 Mio.) von 34,3 Millionen Reisenden.
Auch weltweit boomt der Tourismus. Die Zahl der Auslandsreisen wird laut der Prognose des World Travel Monitor 2017/2018 in diesem Jahr um rund 5 Prozent zunehmen. Das wäre ein etwas geringerer Anstieg als 2017. Im vergangenen Jahr wurden demnach global 1,152 Milliarden Auslandsreisen gezählt, ein Plus von 6,5 Prozent im Vergleich zu 2016.
Das bedeute innerhalb eines Jahres 81 Millionen mehr Reisen über die Grenzen des eigenen Landes hinweg – eine Zahl, die der Bevölkerung Deutschlands entspreche, sagte der Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft IPK International, Rolf Freitag.
Freitag sprach von einem »fantastischen globalen Reisejahr« 2017, was angesichts der Furcht vor Terroranschlägen so nicht erwartet worden sei. Die Sorge über den Terrorismus habe abgenommen. In der Befragung gaben 63 Prozent der Reisenden an, dieser habe keinen Einfluss auf die Auswahl ihres Ziels. Im Jahr 2016 hatten Terroranschläge in beliebten Tourismusregionen die Reiselust der Menschen gedämpft.
Gemessen an der Zahl der Reisenden lagen weltweit erstmals die Chinesen auf Platz eins, dicht gefolgt von den US-Amerikanern. Auf Platz drei landeten die Deutschen, dahinter die Briten und Franzosen. Topziele internationaler Gäste waren Spanien, die USA, Deutschland, Frankreich und Italien.
In einigen beliebten Städten und Regionen sorgt der Massentourismus inzwischen allerdings für Proteste der Einheimischen. Nach Einschätzung des Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, Michael Frenzel, handelt es sich aber um »kein flächendeckendes Problem«. In den meisten Regionen dieser Welt habe der Tourismus eine positive Wirkung. »Dennoch sind wir als Branche gefordert, um nicht Opfer unseres eigenen Erfolges zu werden.«
Bei den Deutschen scheiden sich die Geister bei der Frage, wie viele andere Touristen sie im Urlaub antreffen möchten. 36 Prozent bevorzugen nach Angaben der FUR eher Ziele abseits der Touristenzentren, 32 Prozent zieht es in beliebte Urlaubsgebiete. Besonders betroffen von überbordendem Tourismus sind aus Sicht der Reisenden weltweit laut IPK Mexiko-Stadt, Shanghai und Venedig.
(08.03.2018, dpa)