Tops und Flops Die Reisetrends des kommenden Sommers
Die Türkei und Ägypten feiern ein Comeback, Spanien verlierert. REISE-PREISE.de zeigt die Reisetrends.Was für eine Trendwende: Noch vor kurzem zitterte die Reisebranche. Mit der Türkei war ein Hauptziel praktisch ausgefallen, und in einem anderen, Spanien, gingen die Reisepreise durch die Decke. Pleiten von JT Touristik über Air Berlin bis Niki sowie mehrere Terroranschläge drückten auf die Stimmung. Nicht mehr lange, so prophezeiten zahlreiche Fachleute, und das Grummeln könnte sich zu einer echten Krise im Urlaubsgeschäft ausweiten. Aber die Sorgen waren wohl unbegründet. Die Stimmung ist gut, und die aktuellen Zahlen zeigen: Es geht sogar steil aufwärts.
Türkei, Ägypten und Tunesien sind wieder gefragt Seit Dezember sind die Reisebüros nämlich voll, die Belegungslisten füllen sich. Januar und Februar, traditionell die stärksten Urlaubsbuchungsmonate, liefen exzellent. Besonders gefragt sind, man glaubt es kaum, die Schmuddelkinder der vergangenen Jahre. Türkei, Ägypten und Tunesien, alle drei liegen weit über dem Vorjahr. Übertroffen werden sie nur vom Boom bei den Kreuzfahrten, bereits im Vorjahr der Renner schlechthin. Die Hochseebranche schrieb schon 2017 sage und schreibe 17 Prozent Zuwachs. Und dieses Jahr soll es munter so weiter gehen, immerhin sind 16 neue Schiffe am Start.
Wieder da ist auch Griechenland. Neben Badepauschalreisen auf die Inseln sind plötzlich sogar Städtereisen nach Athen und Studienreisen aufs Festland sehr gefragt. Besonders stark aufwärts geht es aber mit der familienfreundlichen Insel Kos und mit dem Osten Kretas, wo mit Sitia ein neuer Flughafen eröffnet wurde, der die Busfahrt zum Hotel um bis zu eineinhalb Stunden verkürzt.
Lachende Gesichter auch beim Deutschlandtourismus. Bereits im vergangenen Jahr machte jeder dritte Urlauber Ferien im eigenen Land. Und so wie es aussieht, hält der bereits acht Jahre dauernde Rekordaufschwung an. Doch es gibt auch dort Gewinner und Verlierer: Bayern ist aktuell ganz klar wieder das stärkste deutsche Ferienziel. Die Küste Mecklenburg-Vorpommerns leidet dagegen darunter, dass nach Jahren des Ost-Booms aktuell verstärkt an den westdeutschen Küsten neue Ferienanlagen, Promenaden und Seebrücken entstehen.
Mallorca und ganz Spanien verzeichnen Rückgänge Stagnation und Rückgänge verzeichnen derzeit auch international die Länder, die zuletzt die großen Gewinner waren: insbesondere Mallorca und ganz Spanien. Der Grund ist klar: Was im vergangenen Jahr bereits ausgebucht war, kann keine großen Sprünge mehr machen. Aber hinter vorgehaltener Hand gibt mancher Veranstalter auch zu: Einige Hoteliers auf Mallorca haben die Preisschraube überdreht. Und es fehlen aktuell Flüge: Den »Mallorca-Flieger« Air Berlin gibt es nicht mehr, Niki muss im neuen Gewand als Laudamotion erst wieder in die Gänge kommen.
Den Reiseveranstaltern kann die Entwicklung nur recht sein. Zum einen können sie in den zuletzt so gebeutelten Reisezielen wie der Türkei noch günstig einkaufen und endlich auch preisbewusste Familien wieder mit All-inclusive-Reisen zu Schnäppchenpreisen umwerben, die es in Westeuropa einfach nicht gibt.
Zum andern sind Länder wie Ägypten, Tunesien und Türkei für die Reiseindustrie unverzichtbar. Dort stehen die großen All-inclusive-Hotels, und wer dort günstig Urlaub machen will, der muss pauschal buchen. Die Alternative, sich solche Reisen individuell per Billigflieger und separat gebuchten Hotelschnäppchen zusammenzuschneidern, funktioniert eher im westlichen Mittelmeer. Und mit dem Auto in den Urlaub zu fahren, wie es zuletzt viele Urlauber gemacht haben, ist nach Ägypten nun wirklich keine Lösung.
Ohne Konkurrenz stehen Tui, Thomas Cook & Co. in den Ländern des östlichen Mittelmeers aber auch nicht da. Internetportale wie Expedia und Check 24 haben ihnen in den vergangenen Jahren viele Kunden abgeworben. Dazu kamen Pauschalreisen von Fluggesellschaften wie Ryanair Holidays und Lufthansa Holidays. So hat sich längst ein stark wachsender Parallelmarkt aufgebaut, der nicht freiwillig weichen wird. Die Urlauber dürfte das freuen, denn wo Konkurrenz herrscht, bleiben die Preise am Boden.
Unklar bleibt, wie lange der augenblickliche Boom anhält. Buchen die Urlauber vielleicht einfach nur wieder früher? Und wie ruhig bleibt es in den betroffenen Ländern? Denn auch das muss man zugestehen: Die politische Situation in der Türkei und Ägypten hat sich nicht wirklich verändert.
Immer mehr Anbieter, dazu Schlupflöcher für Online-Gauner und Urlaubs-Bewertungen, die zu einem Drittel gefaked sind: Es war schon mal einfacher, die schönsten Wochen des Jahres zu buchen. Dies und das ab August geltende neue Pauschalreiserecht könnte eine Renaissance für einen längst totgeglaubten Berufsstand bedeuten: die Reisebüros. Sie haben zwar auch keine anderen Quellen mehr als der Privatmann vor dem Laptop. Aber sie wissen damit umzugehen und können helfen, im Angebots- und Preischaos die richtige Entscheidung zu treffen.
(28.02.2018, srt)