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Fernstrecke: REISE & PREISE sagt, welche Airlines über den Wolken am meisten zu bieten haben

Fernstrecke: REISE & PREISE sagt, welche Airlines über den Wolken am meisten zu bieten haben

 

Airlines Fernstrecken-Fluggesellschaften im Test

Die Airlines haben in der Krise besonders gelitten. Nun ziehen die Buchungen wieder an. Die Flugpreise verharren bisher auf niedrigem Level, dafür fallen immer höhere Kosten für Extras an. REISE & PREISE hat die Leistungen der Linienflieger auf der Fernstrecke unter die Lupe genommen.

zu den Test-Ergebnissen

Die Boeing 777-300 von Emirates nach Dubai hebt auf die Minute pünktlich ab. An Bord werden die Passagiere von freundlichen Flugbegleitern mit Gesichtsvisier, Mundschutz, Latexhandschuhen und transparenten Einmalanzügen empfangen. Ein Bild, mit dem Flugreisende noch einige Zeit werden leben müssen. Ebenso wie mit der Maskenpflicht während des Fluges. Gründliche Hygiene ist bei den Airlines in Corona-Zeiten oberstes Gebot. Denn eines will man den Kunden mit auf den Weg geben: ein hohes Gefühl der Sicherheit. Kaum ist der Flieger über den Wolken, schon wird ein Täschchen mit Handdesinfektionsmittel, medizinischen Schutzmasken und Einmalhandschuhen ausgegeben. Bei Emirates können Economy-Fluggäste, die Abstand zu anderen Passagieren wahren wollen, je nach Buchungslage bis zu drei benachbarte Sitze dazubuchen. Der freie Mittelsitz kostet uns 78 Euro. Im letzten Jahr flogen die Airlines weltweit rund 100 Milliarden Euro Verlust ein, das Passagieraufkommen ist zwischen April 2020 und März 2021 um etwa 80 Prozent zurückgegangen. Allein Lufthansa verbrannte auf dem Höhepunkt der Krise über eine Million Euro pro Stunde. Doch ließ die Bundesregierung die Prestige-Airline nicht fallen, stellte neun Milliarden Euro bereit und wurde mit 20 Prozent größter Lufthansa-Aktionär. Auch in anderen Ländern konnten die großen Airlines nur Dank großzügiger Staatshilfe überleben.

Mit zunehmender Impfquote steigt die Nachfrage

Jetzt machen Steigerungsraten bei den Buchungen Hoffnung. Auch auf der lange Zeit brachliegenden Fernstrecke zieht die Nachfrage langsam wieder an. Für den Winter sind selbst Länder wieder buchbar, deren Grenzen für Touristen derzeit noch geschlossen sind. Ein besonderes Augenmerk schenken die Airlines den Urlaubern, denn die Krise im Geschäftsreiseverkehr wird länger anhalten, schließlich hat Corona gezeigt, dass sich internationale Geschäfte auch über Telefon- und Videokonferenzen tätigen lassen. Lufthansa will im Sommer gemeinsam mit Eurowings bis zu 100 Urlaubsziele anfliegen, so viele wie niemals zuvor in der Firmengeschichte.

Großraumflugzeuge bleiben zunehmend am Boden

Trotz der Wiederaufnahme fast aller internationalen Verbindungen wird es lange dauern, bis das Passagieraufkommen auch nur annähernd das Vor-Corona-Niveau erreicht. Luftfahrtexperten gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren alle vierstrahligen Flugzeuge vom Markt verschwinden. Lufthansa hat bereits einen Großteil der A380-Flotte im spanischen Teruel in der Halbwüste östlich von Madrid »eingemottet«. Air France hat die einst gefeierten Riesenvögel inzwischen gar nicht mehr am Start, Singapore Airlines ließ den ersten der einst je 300 Millionen Euro teuren Flugzeuge kürzlich in seine Einzelteile zerlegen. Auch bei Etihad wird das größte aller Passagierflugzeuge wohl für immer am Boden bleiben. Emirates hingegen plant als größter A380-Betreiber weiter mit dem 500-Personen-Doppeldecker. Wenn sich das Passagieraufkommen schneller erholt als erwartet, könnte die Golf-Airline sogar Marktanteile hinzugewinnen. Auch British Airways plant entgegen früherer Aussagen weiter mit dem Airbus-Riesen und bezeichnete den A380 kürzlich sogar als »Rückgrat der Langstreckenflotte«. Qatar Airways gab auf Nachfrage bekannt, ihre A380 nur wieder auszumotten, »sollte es besonders gut laufen«. Auch der legendäre Jumbo ist nach über 50 Jahren kaum noch am Himmel zu sehen. Nachdem Boeing im Juli ankündigte, die B747 nicht weiter zu bauen, schicken immer mehr Airlines die Spritfresser in den Ruhestand. British Airways, KLM, Virgin Atlantic und Qantas haben die Schöne mit der Buckelnase für immer abgestellt. Lufthansa will ihre neuwertigen 747-800 zunächst weiterfliegen, ebenso wie Air China und Korean Air. Auf der Langstrecke sind wirtschaftliche Flugzeuge mit weniger Sitzplätzen gefragt, wie etwa der Dreamliner 787 von Boeing und der Airbus A350-900, die beide jeweils rund 250 Sitzplätze haben. Auf den nachfragestarken Strecken werden sich auf Dauer B777-900 (ab Anfang 2024) und A350-1000 durchsetzen, die Platz für rund 400 Passagiere bieten.

Der Sitzkomfort ist ein wichtiges Auswahlkriterium

Das nach dem Ticketpreis wichtigste Auswahlkriterium bei der Wahl der Fluggesellschaft ist der Sitzkomfort – sprich die Beinfreiheit. In diesem Bereich sind die Konkurrenten in den letzten Jahren dichter zusammengerückt, als hätten sich die Airlines im Stillen auf ein Mittelmaß von 79 cm in der Economy geeinigt. Lediglich Emirates und Singapore Airlines gestehen Passagieren mit 81 cm etwas mehr Beinfreiheit zu. Am unteren Ende sind Air Canada und Turkish Airlines mit 76 cm zu finden. Dabei ist der Sitzabstand bei neueren Sitzgenerationen nicht allein entscheidend: Um zusätzlichen Raum zu schaffen, wurden die Literaturtaschen hier weiter oben angebracht und die Rücklehnen im Vergleich zu den älteren Polsterstühlen schmaler ausgelegt. Die dadurch entstandene Mulde in Kniehöhe bringt zwei bis drei Zentimeter zusätzlichen Raum. Folglich fühlt sich ein Sitzabstand von 76 cm an wie 79 cm in älteren Flugzeugen. Einige Airlines haben mit dem Einbau der neuen Sitze den Sitzabstand allerdings um zwei Zentimeter reduziert, um zusätzliche Sitzreihen montieren zu können. Sitze der neuen Generation kamen auf der Langstrecke zum ersten Mal 2008 zum Einsatz.

Mit der Sitzplatzreservierung wird Kasse gemacht

Dass Flugreisende ihre Plätze gern vorab reservieren, haben die Airlines zu einem lukrativen Zusatzgeschäft gemacht. Selbst unbeliebte Mittelplätze werden je nach Airline und Streckenlänge für 10 bis 55 Euro verkauft, bevorzugte Plätze (Fenster, Gang, vorderer Kabinenbereich) für 30 und 100 Euro, die sogenannten XL-Sitzplätze, etwa an den Notausgängen, sogar für 50 bis 128 Euro – pro Streckenabschnitt (leg) versteht sich. Das kann teuer werden: Bei Etihad etwa kommen auf einem Flug von Deutschland nach Australien mit Umsteigen in Abu Dhabi Mehrkosten von rund 500 Euro zusammen. Kein Einzelfall. Nur Japan Airlines verzichtet bisher auf Reservierungsgebühren in der Economy-Klasse.

Beim Handgepäck sind auch viele Linienflieger knauserig

Wer Trolley oder Tasche gern mit in die Kabine nimmt, muss vor der Buchung genau hingucken. Bei Emirates, Etihad, Qatar Airways und Singapore Airlines dürfen in der Economy Class nur noch sieben Kilogramm mit an Bord, bei Lufthansa und Turkish Airlines acht Kilo. Großzügiger verhält sich Japan Airlines mit zehn Kilo, bei Air France und KLM sind sogar zwölf Kilo erlaubt. Gar keine Gewichtsbeschränkung gibt es bei Air Canada, British Airways und Delta Air Lines, hier müssen nur die Maße eingehalten werden. Beim Aufgabegepäck ist bisher alles weitgehend beim Alten geblieben: Bei den meisten Standardtarifen sind 23 Kilogramm zulässig.

Bei Delta Air Lines und Turkish Airlines sind in der normalen Holzklasse sogar zwei Gepäckstücke à 23 kg erlaubt. Abhängig von der Tarifklasse ist das Aufgabegepäck bei Emirates, Etihad, Qatar und Singapore Airlines (20–35 kg).

Wer bietet heutzutage den besten Bordservice?

Japan Airlines wurde vom Bewertungsportal Skytrax 2019 zur besten Economy-Airline der Welt gewählt. Der Business Travel Middle East kürte Emirates gerade zum achten Mal in Folge zur besten Airline der Welt. Bei der letzten REISE & PREISE-Leserumfrage flog Singapore Airlines vor Emirates und Qatar Airways auf Platz 1 (Ausgabe 3/18). Zum Vergleich: Lufthansa belegte in der Umfrage den zehnten von 37 Plätzen. Bei der Bordunterhaltung hat laut Skytrax seit nunmehr 14 Jahren Emirates die Nase vorn – mit 3.500 unterschiedlichen Kanälen und 850 Filmen, 600 Musik-Alben und 100 Videofilmen. Die Bildschirm-Qualität ist zumindest in neueren Flugzeugen ausgezeichnet – was sich von den Kopfhörern leider nicht sagen lässt. Tipp: eigene Kopfhörer und einen Flugzeugadapter einpacken! Bei der Bordverpflegung können Flugreisende keine durchgehend gleichbleibende Qualität erwarten. Größter Airline-Versorger weltweit ist Gate Gourmet mit Standorten in 35 Ländern. Trotz weltweit operierender Großküchen sind die Airlines auf Rückflügen oftmals trotzdem auf die Kochkünste anderer Caterer angewiesen.

Business: Verlockende Preise auf den Hauptrouten

Dass sich Business-Sessel in flache Betten (Flat beds) verwandeln lassen, gehört heute auf fast allen Interkontinentalstrecken zum Standard. Auf einigen Rennstrecken, etwa nach Bangkok, Bombay und New York, ist ein Business-Ticket schon unter 2.000 Euro buchbar, ein Luxus, den sich auch Holzklasse-Passagiere immer wieder gönnen. Qatar Airways bietet in ihren Flaggschiffen B777-300ER und A350-900/1000 sogenannte »Q-Suites« an, abgeschlossene Kabinen, die ein Höchstmaß an Privatsphäre und einen Hauch von First Class bieten. Zwei Sitze können mit einfachen Handgriffen zum Doppelbett umfunktioniert werden. Wem das zu teuer ist, dem bleibt die zunehmend beliebter werdende Premium Economy Class, die bei einigen Gesellschaften recht komfortabel ist und manchmal sogar den Bordservice der Business beinhaltet. Ein Premium-Produkt wird derzeit bei Emirates aufgebaut: Die neue Komfortklasse hat 50 cm breite Flugsessel mit einem großzügigen Sitzabstand von 101 cm und 34-Zoll-Bildschirmen. Derzeit findet ein Probelauf in einem A380 auf der Strecke Paris– Dubai statt. Die neue Klasse wird werkseitig in alle neuausgelieferten Jets vom Typ B777 und A350 eingebaut. Singapore Airlines verzeichtet auf der Strecke Singapur und New York sogar gänzlich auf die Holzklasse. Im dem knapp drei Jahre alten A350-900ULR (Ultra Long Range) sind ausschließlich Premium-Economy- (94 Sitze, Abstand 96,52 cm) und Business-Sessel (67 Sitze, 152,4cm) zu finden.

GUT INFORMIERT FLIEGT BESSER

In welchen Reihen sitze ich am besten? Bringen Sie zunächst den genauen Flugzeugtyp in Erfahrung. Am zuverlässigsten sind die Angaben auf den Airline-Homepages. Auf der amerikanischen Seite Seatguru.com finden Sie Grundrisse fast aller Airlines und Flugzeugtypen. Besonders gute (und schlechte) Plätze sind farbig gekennzeichnet.

Wie alt ist die Maschine, mit der ich fliege? Sie kennen den Flugzeugtyp und möchten wissen, wie alt die eingesetzte Maschine ist? Auf Planespotters.net sind die Flotten und Durchschnittalter aller Airlines und Flugzeuge gelistet. Gepflegt wird das Portal von einer Planespotter-Community.

Welche Airline bietet den besten Bordservice? Auf dem Bewertungsportal Flightcheckers.de von REISE & PREISE berichten Flugreisende über ihre Erfahrungen mit den Airlines. Derzeitiger Spitzenreiter ist Singapore Airlines vor Asiana, Air New Zealand und Emirates. Wichtig: Bewerten Sie Ihre Flüge nach Rückkehr!

(REISE & PREISE 3-2021)