REISEBERICHT Südafrika Insidertipps in Kapstadt und Umgebung
Geheimnisvolle Höhlen, Felsmassive und versteckte Badepools: Im Umfeld von Kapstadt gibt es ebenso urlaubsfüllende wie abenteuerliche Highlights, weinselige Touren und interessante Menschen. Wer auf die Safari nicht verzichten möchte, findet in der Kleinen Karoo sogar die Big Five.Verdammt! Marc steckt mit den Schultern fest, und wir hören ihn stöhnen. Dabei sah es so aus, als würde er problemlos durch die Felsspalte passen. Aber dann… Zu viel Training in der Muckibude. Wer hätte gedacht, dass ein gestählter Männerkörper mal so hinderlich sein kann. Aber endlich schafft er es doch noch. Puh!
Weit über eine Stunde haben wir bisher für den steilen Aufstieg auf den Wolfsberg gebraucht. Und wenn die kühle Brise nicht gewesen wäre, hätte die Sonne uns auf dem steinigen Pfad in dieser unwirtlichen Gegend vermutlich gegrillt. Aber dann lagen die Wolfberg Cracks endlich vor uns. Zwei Spalten, die den unerschrockenen Wanderer hier inmitten der Cerderberg Wilderness Area durch ein bizarr verwittertes Felsmassiv führen. Und natürlich haben wir uns für die abenteuerlich beengte entschieden. In einem halboffenen Höhlenlabyrinth wartet dahinter ein irrer Kletter-Parcours. In schwindelnder Höhe hangeln wir uns an einem schmalen Felsvorsprung entlang. Jetzt bloß keinen Fehltritt. Das wäre in dieser Abgeschiedenheit fatal. Doch das Abenteuerfieber killt die Sorge. Und mit vollem Einsatz ist am frühen Nachmittag dann tatsächlich das Hochplateau erreicht. Völlig irreal erscheint dort in einer Mondlandschaft der Wolfberg Arch, der seinen Gesteinsbogen dramatisch ins Himmelsblau spannt. Es ist, als würde man durch ein Gemälde von Salvador Dali wandern.
Rund 240 Kilometer vom quirligen Kapstadt entfernt, verliert sich der Mensch fast in der kargen Wildnis der Cederberge. Wobei karg gar nicht zutreffend ist. Schließlich ist das rotbraune Sandsteinmassiv von Fynbos überzogen. Einer Art Kap-Macchia, die sich aus Heidekräutern, Silbersträuchern, süßgrasähnlichen Gewächsen und Sukkulenten zusammensetzt. Sicher kein Hingucker die meiste Zeit des Jahres. Aber in den unscheinbaren Flechten verstecken sich mehr als 1.800 verschiedene Arten. Und es ist schier unfassbar, welche Blütenpracht sich daraus entwickeln kann. Vor allem nach der Winterregenphase. Zum Glück hat man deshalb die Bergregion, die von den Ortschaften Clanwilliam, Citrusdal und Wupperthal gerahmt wird, schon sehr früh unter Naturschutz gestellt. Als Teil der Cape Floral Region gehört die rund 71.000 Hektar umfassende Cerderberg Wilderness Area seit 2004 sogar zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Südafrikas St. Tropez und die Vögel
Nach dem anstrengen Gekraxel in den Bergen steht Relaxen am Meer auf dem Plan. Aber kaum dass der Atlantik vor uns liegt, passiert es: Voll angeschissen! Leuchtturmwärter Jaapie, der uns am Cape Columbine über drei Leitern hoch zum Leuchtfeuer führt, grient. »Das war ‘ne Arktis- Seeschwalbe. Wisst ihr, dass die jedes Jahr von den arktischen Brutgebieten zur Antarktis fliegt und wieder zurück? Die legt bis zu 90.000 Kilometer zurück.« Ist klar, dass man sich da beim Stopp an Südafrikas Küste vor Freude erst mal erleichtern muss. Der sensationelle Rundumblick vom Turm zeigt, welch Paradies die Flugkünstler hier vorfinden. Mit seiner ausgedehnten Lagunen- und Marschlandschaft zählt der weiter südlich gelegene West-Coast-Nationalpark zu den bedeutendsten Vogelschutzgebieten der Welt. Mehr als 250 verschiedene Arten nisten dort. Aber auch der Mensch hat sich in die wilde Schönheit dieses Küstenstrichs verliebt. Paternoster, das uralte Fischerdorf nebenan, wird nicht nur unter den Kapstädtern als »Südafrikas St. Tropez« gehandelt. Zwischen den schlichten weißen Fischerhäusern scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. »Und diesen Charme wollen wir erhalten«, versichert Diane Heesom-Green, eine Künstlerin, die vor Jahren von Kapstadt hierher gezogen ist. Dass die Dörfler es ernst meinen, haben sie bewiesen. Als ein Bauprojekt die Idylle am acht Kilometer langen Sandstrand bedrohte, hat der ansässige Hotelier Deon Brand das Land kurzerhand gekauft. Der Großteil davon bildet jetzt mit den dahinterliegenden Dünen ein Naturreservat.
Mit den Big 5 auf Tuchfühlung
»Also dann - was wollt ihr heute Morgen sehen: Elefanten, Nashörner oder lieber erst die weißen Löwen?« Rund dreihundertfünfzig Kilometer weiter südöstlich foppt Ranger Roman mal wieder die neuangekommenen Gäste. Schließlich sind wir hier nicht im Zoo. Gut, der Krüger- Nationalpark ist das Sanbona Wildlife Reservemit seinen 54.000 Hektar auch nicht. Aber jeder, der es von Kapstadt aus nicht bis in den Nordosten Südafrikas schafft, ist hier in der Weite der Kleinen Karoo recht nah am echten Safari-Feeling dran. Mit etwas Glück kann er auf einer Pirschfahrt die Big Five und viele andere Wildtiere hautnah erleben. So wie wir jetzt, als die aufsteigende Sonne gerade ihre ersten Strahlen übers Warmwaterberg-Massiv wirft. »Schaut! Da vorn… zwischen den Gräsern - da läuft ein Gepard!«, jubelt Roman und freut sich über den Anblick mindestens genauso wie seine Gäste. Es ist einfach ein Privileg, diese prachtvolle Raubkatze live erleben zu dürfen. Und das in einem malariafreien Gebiet. Weltweit gibt es heute weniger als 10.000 Geparden. Im weiter nordwestlich gelegenen Inverdoorn Game Reserve hat man zu ihrer Erhaltung deshalb die Western Cape Cheetah Conservation (WCCC) gegründet. Wer das Reserve besucht, unterstützt automatisch das Projekt und bekommt dafür garantiert einen Geparden vors Objektiv.
Genießen in Stellenbosch
Zum Schluss noch ein wenig Shiraz. Ach - zu viel! Also, wieder etwas Pinotage dazu… Inmitten der malerischen Weinberge von Stellenbosch geht es jetzt darum, den perfekten Tropfen für zu Hause zu kreieren. Gar nicht so einfach, aber ein Riesenspaß, weil man bei dem Job ja ständig trinken muss. Ben Momsen, der das Wine-Blending für Laien auf dem familieneige- nen Weingut Middelvlei anbietet, lacht. »Als Winzer willst du durch das Vermischen deiner besten Weinsorten etwas Besonderes, Einzigartiges kreieren. Da ist ein Besäufnis keine Option. « Dafür heimst er mit seinem Bruder Tinnie im Idealfall Preise ein. Wie auch Alastair Rimmer, der als Chief-Winemaker für das Weingut Kleine Zalze schon höchste Auszeichnungen geholt hat. Megastylish und zugleich herrlich unkonventionell geht es auf dem Weingut des deutschen Fabrikanten Peter Falke zu. Hier in den Cape Winelands, Südafrikas größtem Weinanbaugebiet, hat man die Chance, alles auszuprobieren. Auch einmal etwas ganz anderes….
Hühnerfüße??? »Was denn? Das ist eine sehr leckere, typische Spezialität.« Nocawe lacht aus vollem Herzen. »Kochen mit einer Einheimischen in Stellenbosch«, steht auf dem Programm. Statt findet es im Township Kayamandi. Nocawe hat uns mit Wärme und Herzlichkeit begrüßt. Chakalaka, Pap und Bobotie soll′s zu den Hühnerbeinen geben. Dazu Vetcoek oder Big Fats, wie die afrikanischen Kids das beliebte Schmalzgebäck nennen. Mit ihm hatte alles begonnen, wie unsere Gastgeberin fröhlich erzählt. Damals, als sie noch am Flughafen gearbeitet hat und kaum etwas verdiente, begann Nocawe in aller Frühe Big Fats zu backen, die sie dann vor der Schule ihrer Kinder verkaufte. Eine ausländische Hilfsorganisation, die das sah, beauftragte sie, sämtliche Schüler mit dem Gebäck zu versorgen. Danach schickte man ihr die ersten ausländischen Gäste ins Haus. Genial! Das nennt man eine Win-Win-Situation.
Autorin: Regina Fischer-Cohen (4/2017)
Den vollständigen Beitrag mit fundierten Tipps für die Reiseplanung, Hotelempfehlungen und Preisangaben findest Du in der jeweiligen Ausgabe von REISE & PREISE. Hier kannst Du die Hefte - Verfügbarkeit vorausgesetzt - portofrei nachbestellen.