Urlaub auf Korsika Traumstrände, hübsche Städte und viel französisches Flair
Baden am Sandstrand oder im Fluss in den Bergen, Wandern durch einsame Gebirgslandschaften oder Shoppen in sonnenverwöhnten Küstenstädtchen - Korsika trumpft mit Gegensätzen.Mit Jean-François, meinem korsischen Gastgeber, streite ich gern. Wenn ich ihm sage, wo ich hervorragend ge - gessen habe, rümpft er die Nase und empfiehlt mir ein viel besseres Restaurant. Wenn ich von einem kräftigen Figatellu, der korsischen Wurstspezialität, schwärme, kommt die Antwort, so etwas würde um diese Jahreszeit kein Korse essen. Würde ich ihm von einer un freundlichen Begegnung mit einem Korsen erzählen, so würde er bestimmt ein Loblied auf die korsische Gastfreundlichkeit singen. Fazit eins: Wer mit einem Korsen über Korsika redet, hat selten Recht. Fazit zwei: Die Korsen sind ein stolzes Volk.
Die Korsen sind stolz auf ihre politische Geschichte, an der sich Paris die Zähne ausbeißt, und auf ihre Sprache, die kein Franzose und schon gar kein Ausländer versteht. Vor allem aber sind sie stolz auf die Schönheit ihrer Insel, auf die Küste, die keine Betonburgen verschandelt, auf die Berge, deren wilde Schönheit ahnt, wer auf dem Bavellapass steht. Wer Korsika durchstreift, begibt sich auf eine Entdeckungsreise. An der Küste stehen noch zahlreiche Türme und Turmruinen aus der Zeit der genuesischen Herrschaft. Bastia, Ajaccio und Calvi warten mit Zitadellen auf, übertrumpft nur von Bonifacio, das verwegen auf seinem Kreidefelsen über dem tiefblauen Meer thront.
Das Landesinnere steht im harten Gegensatz zur Küste: Wälder, Felsen, Sturzbäche, halb verlassene Dörfer und enge Straßen, wo hinter der nächsten Kurve vielleicht ein dösendes Schwein mitten auf dem Pflaster liegt. In den Bergen laufen die Tiere frei herum, auch Kühe. Auto- und Motorradfahrern sei zur Vorsicht geraten.
Wer mehr als nur einen Zipfel dieser schönen Insel im Mittelmeer kennenlernen will, tut gut daran, mindestens zwei Wochen einzuplanen. Jean-François, mein korsischer Gastgeber, würde natürlich widersprechen und behaupten, dass auch zwei Monate nicht ausreichen. Und ich würde ihm Recht geben.
MALERISCHES PORTO-VECCHIO - Winzige Altstadt, große Badebuchten
Salz und Kork waren einst die Exportartikel von Porto-Vecchio. Die im Jahr 2000 geschlossenen Salinen sieht man noch als Teil des Panoramas von der Stadtmauer, die Korkeichen der Umgebung werden allenfalls noch von Kunsthandwerkern geschält. Porto-Vecchio ist heute dank seiner Strände und Buchten ein Paradies der Urlauber. Zweitresidenzen sind diskret im Hinterland versteckt. Wie viele Menschen hier urlauben, merkt man spätestens, wenn man in der winzigen Altstadt keinen Platz im Restaurant mehr findet.
Den Golf von San Cipriano überlassen wir den Schönen und Reichen, der aufregendste Strand ist ohnehin der von Palombaggia: grüner Piniengürtel, weißer Sand und im türkisblauen Meer rote Felsen. Das Strandrestaurant »Le Petit Chose« hat eine ausgezeichnete Küche (hausgemachte Linguine alle vongele € 18), die Kreationen des hauseigenen Konditors sind ein zusätzliches Plus.
TIPP Im Sommer ist Palombaggia heillos überlaufen, dann findet man mehr Ruhe weiter nördlich am Golf von Pinarello.
Wenn an der Küste die Sonne brennt, bietet sich ein Ausflug in den riesigen Kiefernwald beim Stausee von L′Ospédale an und dort eine 45-Minuten-Wanderung zum Piscia di Gallo (Hahnenpiss), einem kräftigen, hohen Wasserfall. Oder eine halbstündige Fahrt nach Bonifacio: Ein Besuch der spektakulär auf einen Kreidefelsen gebauten Stadt ist ein Muss jeder Korsikareise, und Porto-Vecchio ein idealer Standort dafür.
€€€ Ein renoviertes Altstadthotel mit schallgeschützten Fenstern ist das »Holzer« (www.hotel-holzer.com).
€€€ »Les Roches Blanches« hat eine ruhige Lage in der Nähe des Handelshafens, komfortable Zimmer, einen Pool und einen Hammam (www.hotel-lesrochesblanches.com).
€€€ 4 km südwestlich der Stadt an der Straße nach Sotta liegt das »Casa di Mama« (www.casadimama.fr). Zimmer nach hinten mit Balkon, beheizter Pool.
DIE FESTUNGSSTADT CALVI -Städtisches Flair, schönes Hinterland
Eine weit geschwungene Sandbucht, an deren Ende ein Jachthafen, dahinter ein Städtchen und über diesem eine gewaltige Zitadelle. Der Blick vom Strand auf die Zitadelle ist genauso spektakulär wie der von der Zitadelle über die Stadt hinweg auf den Strand - da passt alles zusammen. Am besten stellt man das Gefährt am Großparkplatz vor der Stadt ab, flaniert am Hafen entlang und nimmt dort erst einmal einen Drink zu sich, bevor man zur Zitadelle hochsteigt. Schon das gewaltige Tor zur alten Festung ist beeindruckend. An dicken Mauern und der Kaserne vorbei gelangt man zur barocken Kathedrale. Aufregender als diese ist der Rundgang an der Mauer entlang, der immer wieder neue Blicke eröffnet: im Südwesten auf die einsame Kapelle Notre-Dame de-la-Serra, im Westen die unwegsame Halbinsel Revellata und schließlich der Jachthafen und das offene Meer.
In der zentralen Rue Clemenceau drängen sich die Läden dicht an dicht: Käse- und Wurstspezialitäten, Souvenirs, Mode, Schmuck, Badeutensilien und mehr. Es herrscht entsprechendes Gedränge. Wer Hunger bekommt: Das »U Minellu« oberhalb der Kirche serviert preiswerte, korsische Küche (z. B. Kalbsspieß mit Gemüsepüree für € 20).
Die Stadt mit dem großen, flach abfallenden Strand ist eine ideale Basis für Badefreuden und lockt zudem mit einer Fahrt ins Hinterland, in die Dörfer der Balagne. Im Künstlerdorf Pigna laden Maler und Bildhauer, Keramiker und Kupferstecher in ihre Werkstatt ein. Nicht weit von hier ist es nach Sant′Antonino, ein Dörfchen wie ein Adlernest auf seinem Hügel. Wer zu müde für den Aufstieg ist, lässt sich auf Esels Rück hochtragen. Eine Fahrt durch die Balagne lässt sich als Rundfahrt gestalten, bei L′Île-Rousse erreicht man wieder die Küste.
€€€ Schnörkellose Eleganz kennzeichnet das »Casa Bianca« etwas abseits der Hauptstraße in die Stadt (www.hotel-casabianca.com).
€€€ Noch vor dem großen Parkplatz, nah am Strand, liegt »La Caravelle« , ein angenehmer kleiner Komplex mit Hauptbau und vier Pavillons rund um einen gepflegten Garten (www.hotel-la-caravelle.com).
€€ Im 15 km entfernten Algajola liegt direkt am Meer das »Saint Joseph« mit seiner einladenden Terrasse (www.hotel-algajola.com).
DAS PITTORESKE CORTE - Hauptstadt des unabhängigen Korsika
Das mitten auf der Insel gelegene Städtchen atmet Geschichte. Der Cours Paoli, die Geschäftsstraße, endet am Place Paoli mit der Statue von Pasquale Paoli. Der Mann war im 18. Jh. Chef der kurzlebigen Republik Korsika. Paoli gab der Insel 1755 eine demokratische Verfassung - in Frankreich regierte immer noch Ludwig XV. - und erklärte Corte zur Hauptstadt. Vom Platz führt ein Treppenweg hoch zur Zitadelle, die wie ein Adlerhorst auf dem senkrecht abfallenden Felsen thront. Der Aufstieg in der Zitadelle ist an den Besuch des modern gestalteten Museu di a Corsica (€ 5,30) gekoppelt, das umfassend über Korsikas Kultur und Geschichte informiert.
TIPP »A casa di l′Orsu« an der Treppe zur Zitadelle hat preiswerte korsische Küche, auch vegetarisch und vegan.
Corte ist Korsikas Universitätsstadt, die rund 4.600 Studenten sorgen für ein buntes Leben, die Bars sind bis spät in die Nacht geöffnet. Als Basis sind die wenigen Hotels und Campingplätze von Corte und Umgebung bei Wanderern beliebt. Sie suchen das nahe Restonica-Tal mit den duftenden Corte-Kiefern auf und steigen hoch zu den Bergseen Melo und Capitello.
€€€ Cortes nobelste Unterkunft ist das »Duc de Padoue« »Duc de Padoue« in einem renovierten Palast (www.ducdepadoue.com).
€€€ Renovierte, schallgeschützte Zimmer an der zentralen Geschäftsstraße hat das »Du Nord« (www.hoteldunord-corte.com). € Eine traumhafte, schattige Lage am Fluss hat Camping »Tuani«, 6 km von Corte entfernt, im Restonica-Tal (www.campingcorte.com).
GALÉRIA - Tor zum Fango-Tal
Das abgeschiedene Örtchen an der Westküste hat hinter dem großen Hausstrand einen neuen Hafen. Seither sind von hier aus wieder Schiffsausflüge zum Naturreservat La Scandola und in den verkehrsfreien, kleinen Golf von Girolata möglich (4 Std., € 55/Pers.). Vor allem aber ist Galéria Basisstation für eine Tour ins Fangotal, wo zwischen mächtigen rundgeschliffenen Felsen glasklare Flussbecken einladen. Im Flussdelta herrscht Badeverbot, dafür werden dort Kajaks verliehen (€ 6/Std.), mit denen man durchs Naturreservat gleiten und Schildkröten und Vögel bobachten kann.
»La Casaloha« am Eingang zum Fangotal hat vier Balkonzimmer und einen Garten mit Pool (0033-4-95344695).
BARCAGGIO - Planschen und Wandern auf Cap Corse
Das Dörfchen Barcaggio an der Nordspitze des Cap Corse wird von Urlaubern nur selten aufgesucht. Ein enges Sträßchen führt vom Weiler Botticella an der Cap-Corse-Straße (D 80) durch die Macchia hinunter an die Küste. Von der Terrasse des kleinen Hotels »Petra Cinta« am Hafen blickt man direkt auf die Insel Giraglia, die von einem vierschrötigen genuesischen Wachturm und einem Leuchtturm gekrönt ist. Die kleine Insel steht unter Naturschutz und darf nicht betreten werden. Östlich von Barcaggio erstreckt sich ein großer, feinsandiger, flacher Strand, so kinderfreundlich, dass er in den ersten Metern eher ein großes Planschbecken ist. Wanderer machen sich von hier aus auf den Zöllnerweg auf, der in rund 2½ Stunden, meist an der Küste entlang, nach Macinaggio führt.
€€ Moderne Zimmer z. T. mit Privatterrassen, und ein nettes Gärtchen hat das »Petra Cinta« direkt am Hafen (http://hotelpetracinta.free.fr).
TIPP Die fünf schönsten Strände
1. PALOMBAGGIA
Bei Porto-Vecchio, Korsikas unbestrittene Nummer eins. Hinter dem Piniengürtel zeigt sich ein weißer Sandstrand, im Meer rötliche Felsen. In der Saison herrscht Massenandrang.
2. LOTU
Per Bootsausflug von Saint-Florent aus zu erreichen (retour € 16-20). Traumhafter feiner, weißer Sand. Leider kein Schatten.
3. CALVI
Sehr kinderfreundlicher Stadtstrand mit aller erdenklichen Infrastruktur, im Osten gelegentlich Fluglärm, der Flughafen liegt nah.
4. SALECCIA
Traumhaft weißer Sand, türkisfarbenes Meer. Abgelegen an der Küste der Désert des Agriates, einer Stein- Macchia-Wüste. Erreichbar von St.-Florent per Taxi-Boat (retour € 25-30) oder mit dem Offroader-Taxi vom Relais de Saleccia an der D 81 aus (retour € 30).
5. BUCHT VON MINACCIA
Eine halbe Autostunde von Ajaccio (von der Sanguinaires- Route auf die D 111B abzweigen).
TIPP Zehn Orte - zehn Ausflüge
1. FILITOSA
Das Open-Air-Museum in der Nähe von Propriano ist einmalig. Jahrtausende alte Menhir-Statuen mit Gesichtszügen und Schwertern.
2. SENECA-TURM
Mitten auf dem Cap Corse ragt ein Turm aus der Macchia. Vom Parkplatz 15 Minuten zu Fuß, das Schlussstück etwas Kraxelei. Oben: Blick auf die Ostküste, Blick auf die Westküste.
3. OCCI
Ein Geisterort über Lumio. Seit 1914 wohnt kein Mensch mehr hier.
4. CALANCHE
Ein Spaziergang zwischen Piana und Porto durch eine Landschaft märchenhafter Gesteinsformationen aus Granit.
5. »PETIT MUSÉE« VON CORBARA
Das sehr empfehlenswerte kleine Museum eines Privatsammlers steckt voller Überraschungen aus der korsischen Geschichte (Eintritt frei).
6. BRAUTSCHLEIERWASSERFALL
Der Wasserfall in der Nähe von Bocognano ergießt sich tatsächlich wie ein Schleier über die Felsen.
7. BAVELLA-PASS
Windzerzauste Kiefern vor einem nadelförmigen Felsengebirge - eines der berühmtesten Postkartenmotive.
8. CENTURI-PORT
Ein Fischerdorf auf dem Cap Corse wie aus dem Bilderbuch. Im Morgengrauen fahren die Fischer aus, abends werden frische Langusten serviert.
9. SAN FRANCESCO DI CACCIA
In den Ruinen eines Klosters über dem Asco-Tal steht im Kirchenschiff ein überwucherter Friedhof.
10. SOLENZARA
Der Fluss, der im gleichnamigen Ort ins Meer mündet, bildet weiter oben traumhafte Badebecken.
TIPP Korsikas Kastanienwälder
Den Namen Castagniccia hat die Gegend von den Kastanienwäldern, aus denen gelegentlich Dörfchen bzw. Kirchtürme herausragen. Die Straßen sind eng - nichts für Wohnmobile. Am besten planen Sie für eine Rundfahrt einen ganzen Tag ein. Von Moriani-Plage führt eine Straße ins Landesinnere durch die enge Corniche de la Castagniccia an einem spektakulären Wasserfall vorbei nach Cervione, wo sich ein erster Kaffeestopp anbietet. Noch vor Piedicroce gelangt man - Abzweig bei der Bar »Armand« - zum Wasserfall von Carcheto, dessen Becken ideal ist für ein Erfrischungsbad. Oberhalb von Piedicroce steht rechts am Straßenrand die malerische Ruine des Klosters von Orezza. Für die folgenden 15 km nach La Porta braucht man gut eine halbe Stunde. Mein Tipp: Kehren Sie vor der Rückkehr an die Küste im Restaurant »L′Ampugnani« ein.
MIT DEM MOTORRAD UNTERWEGS - Im Land der 10.000 Kurven
Korsika gehört zu den absoluten Biker-Paradiesen in Europa. Das liegt nicht nur an den krassen landschaftlichen Gegensätzen zwischen Meereshöhe und dem höchsten befahrbaren Pass, dem Col de Vergio, auf 1.477 Metern. Es sind vor allem die kurvenreichen Strecken, die aufgrund der guten Straßenqualität für höchsten Fahrgenuss sorgen. Zum Beispiel reihen sich auf der Strecke von Porto nach Corte auf 84 Kilometern Länge 980 Kurven aneinander. Zwei Schluchten werden dabei durchquert. Dazwischen liegt das größte Waldgebiet, das an eine Fahrt durch den Schwarzwald erinnert. Zwischen den Bäumen lugen die bis in den Frühsommer noch mit Schnee bedeckten Gipfel des Haupt-Gebirgskamms hervor, die bis auf stattliche 2.706 Meter aufragen.
Auch wenn selten mit Autoverkehr zu rechnen ist, so sorgen die frei herumlaufenden Schweine, Ziegen und Kühe für manchen Fladen-Slalom. Deshalb empfiehlt es sich bei aller Begeisterung für Natur und Strecke, ein wachsames Auge zu haben, insbesondere in den Abendstunden, wenn der noch warme Asphalt die Tiere auf die Straße lockt.
Motorräder bekommt man z. B. in Bastia (www.togalocation.com) und Calvi (www.corsi castradacalvi.fr). Kleine Maschinen (125 ccm) gibt es bereits ab € 50/Tag, eine BMW GS 1200 ab € 140.
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Autor: Marcus X. Schmid (2/2019)
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