Urlaub 2021 Wie Kreuzfahrten in der Corona-Zeit funktionieren
Während die meisten Menschen zu Hause im Lockdown ausharren, gehen andere mitten in der Pandemie auf Kreuzfahrt - zum Beispiel rund um die Kanaren. Wie sieht eine solche Reise aus?Gibt es einen Ort, an dem mitten im Lockdown Schwimmbäder und Saunen, Restaurants und Bars, Theater und Läden geöffnet sind? Diesen Ort gibt es: Nicht an Land, aber draußen auf dem Meer - genauer gesagt auf der «Mein Schiff 1».
Das Kreuzfahrtschiff von Tui Cruises ist seit Mitte Dezember rund um die Kanarischen Inseln unterwegs, ebenso die Schwester «Mein Schiff 2». An Bord der wenigen Schiffe, die derzeit überhaupt fahren, gelten strenge Sicherheits- und Hygienevorschriften, die in engen Absprachen zwischen den Reedereien und den Zielländern festgelegt werden.
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Die «Mein Schiff 1» schlängelt sich um Gran Canaria, Teneriffa, Lanzarote und La Gomera herum. Dazu kommt ein längerer Abstecher zur Straße von Gibraltar und zurück - ohne Stopp und ohne Landgang.
Die Hälfte ihrer Reise verbringen die Gäste auf See, freilich recht komfortabel: Der für knapp 3000 Passagiere ausgelegte Schiffsriese darf derzeit nur zu 60 Prozent belegt werden. Auf der 14-Tage-Tour Mitte Februar sind nur 758 Passagiere an Bord, die von 811 Besatzungsmitgliedern umsorgt werden.
Wie eine Kreuzfahrt unter Corona-Bedingungen funktioniert
An Bord der «Mein Schiff 1» dürfen die Gäste nur nach einem frischen PCR-Test und dem Ausfüllen ziemlich vieler Gesundheitsformulare. Das gilt auch für die Crew, die bei Dienstantritt zudem zehn Tage in Quarantäne und sich alle zwei Wochen testen lassen muss.
Astrid und Gerhard Berndt haben wenig Probleme mit dem Hygienekonzept. «Klar, die Maskenpflicht ist manchmal lästig», sagt der Nürnberger. Doch er tröstet sich damit, dass die in allen öffentlichen Bereichen obligatorische Mund- und Nasenabdeckung abgelegt werden darf, sobald man am Tisch im Restaurant, an der Bar oder auf der Liege am Pool angekommen ist.
Häufiges Desinfizieren der Hände war auf Kreuzfahrtschiffen schon immer Pflicht, inzwischen sind vor den Restaurants sogar Becken zum Händewaschen installiert worden. Wer sie nicht benutzt, erntet einen missbilligenden Blick des zur Kontrolle abgestellten Stewards - also rubbeln sich die meisten Gäste brav die Finger und halten sie anschließend unter den Sprühnebel der Desinfektionsautomaten.
Erst dann geht es zum Büffet, an dem sich die Passagiere nicht mehr selbst die Teller füllen dürfen, sondern von Besatzungsmitgliedern bedient werden. Desinfiziert wird ständig und überall. Irgendwo wischt immer jemand über Türklinken und Treppengeländer.
Distanz ist ein weiteres Schlüsselwort an Bord. Der Zugang zu den Läden ist limitiert. Liegen, Tische und Stühle auf und unter Deck stehen weit auseinander, die Aufzüge dürfen nur von maximal vier Personen gleichzeitig benutzt werden. An den Bars gibt es keine Hocker mehr, damit sich fröhlich feiernde Gäste nicht zu nahe kommen.
Fieberkontrolle statt Abtanzen
Tanzen an Bord ist überhaupt nicht mehr erlaubt. In der «Abtanzbar» der «Mein Schiff 1» wird stattdessen täglich die Temperatur der Gäste gemessen. Wer Fieber hat, muss umgehend zur ärztlichen Kontrolle.
Der weit überwiegende Teil der Passagiere zieht aus Überzeugung mit. «Die Sicherheit an Bord ist ja auch unsere Sicherheit», sagt Astrid Berndt. «Das ist halt der Preis für die Auszeit vom Lockdown daheim, und den zahle ich gern.»
Strenge Regeln auf Landausflügen
Unter den Gästen ist Vorsicht angesagt: Landausflugs-Chefin Mareike Axmann sieht das auch an ihren Buchungszahlen. Individuelle Landgänge sind in Pandemie-Zeiten strikt verboten. Wer das Schiff verlassen will, muss einen organisierten Ausflug buchen. «In normalen Zeiten buchen etwa 60 Prozent der Passagiere bei uns einen Ausflug», sagt Axmann. «Im Zeichen von Covid-19 sind es etwas weniger.»
Viele Gäste scheuen den Landgang und bleiben lieber an Bord, auch wenn sie eine Menge verpassen: Den berühmten Loro-Park auf Teneriffa beispielsweise, der zurzeit exklusiv für Kreuzfahrtgäste geöffnet wird, sowie ein pralles Angebot an Bus-, Rad- oder Wandertouren durch bizarre Vulkanlandschaften, grüne Wälder und pittoreske Städtchen.
Auch bei den Landausflügen gelten strenge Spielregeln. Sie sind zentraler Teil der Absprachen zwischen den spanischen Behörden und der deutschen Reederei, ohne die der Kreuzfahrtbetrieb um die Kanaren zurzeit nicht möglich wäre. Kontakte zwischen den Kreuzfahrern und den Menschen auf den Inseln sind auf ein Minimum beschränkt. Die Ausflügler sind - immer mit Maske und frisch desinfizierten Händen - in einer geschlossenen Gruppe unterwegs.
Im Ernstfall zählt die schnelle Reaktion
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ist Tui Cruises nicht von Infektionen verschont geblieben. Anfang Februar wurden an Bord der «Mein Schiff 2» vier Passagiere und Crew-Mitglieder positiv getestet, Mitte Februar wurden zwei weitere Corona-Fälle registriert - insgesamt sechs durchweg mild verlaufene Covid-19-Erkrankungen bei inzwischen mehr als 70 000 unter Pandemie-Bedingungen transportierten Gästen.
Schiffsarzt Reinhard Friedl ist sich bewusst, dass man Ansteckungen nie hundertprozentig verhindern wird. «Wichtig aber ist, dass wir in höchstens zwei Stunden alle Kontaktpersonen eines Infizierten an Bord finden können.» Da werden dann penibel die Bordkameras und die Notizen ausgewertet, die von der Crew an jedem Tisch und in jedem Bus vom Platz der Gäste und ihrer Nachbarn gemacht werden.
Lieber noch zwei Wochen auf See dranhängen
Die Urlauberinnen und Urlauber sind am Ende der Kreuzfahrt trotz Masken-, Abstands- und Hygienezwängen durchweg zufrieden. 68 Gäste sind schon seit dem Beginn der Kanaren-Reisen von Tui Cruises am 17. Dezember mit dabei. Auf dieser Reise Mitte Februar haben 150 Gäste kurzerhand noch einmal um zwei Wochen verlängert.
Die Eheleute Karlheinz und Renate Wurow zum Beispiel waren vor Weihnachten schon einmal mit der «Mein Schiff 1» unterwegs, dann für ein paar Wochen zurück in Brandenburg, ehe sie erneut 14 Tage Kreuzfahrt buchten. Das Urteil der beiden Rentner steht fest: «Wir fühlen uns an Bord sicherer als daheim, und dabei haben wir hier deutlich mehr Bewegungsfreiheit.» Auch sie haben noch einmal verlängert und werden bald sechs Wochen auf dem Schiff sein.
(16.03.2021, dpa)