Reisebericht Montenegro Aktivurlaub und Strandurlaub am Mittelmeer
Mittelalterliche Orte, traumhafte Buchten, weite Berge und tiefe Canyons – Montenegro überrascht mit seiner Vielfalt. Wer in dem kleinen Land am Mittelmeer morgens einen Cappuccino am Kotor-Ufer genießt, kann noch am Nachmittag in der nördlichen Schluchtenlandschaft auf dem reißenden Fluss Tara raften.Zwei Dutzend Haarnadelkurven am Steilhang des Lovcen-Gebirges und eine schmale Straße, die sie zusammenfügt, so stellte sich der kroatische Architekt Josip Slade im 19. Jahrhundert die Verbindung vom reichen Kotor zur damaligen Hauptstadt Cetinje vor – eine spektakuläre Straße, die in sechsjähriger Bauzeit in den Stein geschlagen wurde. Inzwischen ist sie eine beliebte Touristenstrecke, die direkt hinter der Hafenstadt beginnt und atemberaubende Aussichtspunkte auf den südlichsten Fjord Europas bietet. Vier einzelne Buchten, die schönsten davon die von Herceg Novi und die von Kotor, und scheinbar endlose Berge machen die Region zu einem montenegrinischen Highlight. An ihrem Ufer reihen sich zahlreiche Ortschaften mit romanischen und byzantinischen Bauten wie die Perlen einer Ket- te, manche einsam und verloren, andere ineinander verschachtelt, alle aber durch die einzige, schlangenlinienförmige Uferstraße miteinander verbunden. Überall Palmen, Oleander und Pinien – die Bucht von Kotor ist ein Traum für Reisende am Mittelmeer. Auch an der adriatischen Küste zeigt sich Montenegro von seiner schönen Seite. Fast 300 Kilometer erstreckt sich die Küste mit hübschen Sand- und Steinstränden, schroffen Felsen und Urlaubsorten wie Petrovac. »Hier kann man sich am Muschelstrand sonnen und sich gleichzeitig vorstellen, wie es gewesen sein muss, als die Petrovici herrschten«, sagt Dragana. Die 40- jährige Montenegrinerin lebt in der heutigen Hauptstadt Podgorica und verbringt jedes Jahr ihre Ferien in Petrovac. Tatsächlich führte die Dynastie Petrovic-Njegos das Land mit seinen Bischöfen über 155 Jahre lang als Fürstentum und Königreich. Bischof Petar II. Petrovic-Njegos lockt noch heute zahlreiche Einheimische und Touristen an seine Begräbnisstätte (Njegos- Mausoleum im Lovcen-Gebirge). Am ursprünglichsten allerdings zeigt sich Montenegro im Norden. Gewaltige Schluchten, reißende Flüsse und der größte Natursee Südeuropas, den sich Montenegro und Albanien teilen, lassen dort das Herz naturverbundener Urlauber höher schlagen. Am besten bereist man Crna Gora im Frühjahr oder Herbst mit dem Mietwagen.
KOTOR – Die Schöne aus dem Mittelalter
Viereinhalb Kilometer zieht sich die Stadtmauer über den Berg St. Johannes. Mittendrin thront die 500 Jahre alte Kirche Gospa od Zdravlja mit atemberaubendem Blick auf die Bucht und die roten Dächer der mittelalterlichen Altstadt (Eintritt am Südtor z. T. kostenlos). Kotor war im 14. Jh. ein bedeutender Handelspunkt, der sogar mit Venedig konkurrierte. Und das spürt man noch heute. Neun Kirchen und zahlreiche Paläste locken Besucherscharen an, zur Sankt- Tryphon-Kathedrale, in der Kunstschätze aus Gold und Silber neben wertvollen Ikonen lagern, und zum Uhrenturm am Hauptplatz – ein UNESCO-Weltkulturerbe (Stadtführung, www.kotour.me). Draußen im Hafen dümpeln Segelboote oder ankert ein Kreuzfahrtschiff, Bootsführer bieten Touren in die Bucht an (www.montenegrotourboats.me). Spaß macht auch ein Spaziergang an der Strandpromenade Donji Put bb Dobrota, wo die jungen Montenegriner flanieren. Hier serviert das »Caffe del Mare« frische Meeresfrüchte, z. B. mit Käse und Schinken gefüllten Tintenfisch.
€€€ Schicke Zimmer in einem Palast aus dem 14. Jh. bietet das »Boutique Hotel Astoria« (www.astoriamontenegro.com).
FLAIR Das kleine »Boutique Hotel Hippocampus« in der Altstadt hat geschmackvoll eingerichtete Zimmer und ein stilvolles Restaurant (www.hotelhippocampus.com).
URSPRÜNGLICHES PRÈANJ – Ruhiger Ort mit Seefahrer-Flair
Wer ursprünglichen Alltag erleben möchte, der ist in Prèanj richtig.In dem ruhigen Tausend-Einwohner-Örtchen schlendern Mütterchen auf der Uferstraße in Hausschuhen und Kittel zu einem der beiden Minimärkte, Männer hocken auf Klappstühlen am Wasser und angeln. Im kleinen Hafen dümpelt eine Handvoll Fischerboote, am Himmel kreisen Möwen. Die Jüngeren treffen sich auf der Sonnenterrasse des »Kafe Centar« zum Cappuccino oder in einer der gemütlichen Konobas am Wasser auf ein Glas Krstaè, montenegrinischen Weißwein. Prèanj ist ein schöner Ort, der sich über mehrere Kilometer am Ufer entlang erstreckt und mit Relikten von vor 300 Jahren punktet, als ansässige Kapitäne viel Geld mit dem Schiffstransport der Staatspost nach Venedig verdienten. Die hübschen Steinvillen, die die Straße säumen, und die barocke, gewaltige Kirche Bogorodicin Hram (Eintritt frei) zeugen noch heute davon. Ein leckeres Meeresfrüchte- Risotto gibt es auf der Uferterrasse der »Konoba Boka Bay«.€€€ In einem Haus aus dem 18. Jh. vermietet das »Art Hotel Galathea« stilvolle AC-Zimmer mit Blick auf die Bucht (www.septemberhotels.com).
FLAIR Das familiäre »Banicevic« hat märchenhafte Zimmer mit Blick auf die Berge und die Bucht (00382-67202642)
PETROVAC NA MORU – Badeurlaub
Das hübsche Urlaubsörtchen liegt an einer sichelförmigen Badebucht an der Adria. Rechts das venezianische Kastell (Eintritt frei), links der grün bewachsene Hausberg Malo brdo, an dessen Ufer die »Ponta Bar« Rakije serviert. Dazwischen breitet sich ein roséfarbener Strand aus Muschelstein aus – der Treff der Montenegriner. Hier sonnt man sich, leiht sich ein Kajak oder startet eine Bootstour zu den Nachbarstränden und der vorgelagerten Insel Katic mit der Kapelle Sveni Nedelje. Kulinarisches gibt es an der Uferpromenade Obala, wo zwischen Oleander und Palmen zahlreiche Restaurantterrassen warten. Und wer Kultur will, schaut sich die römischen Bodenmosaike an oder eine Ausstellung im Kulturzentrum Crvena komuna (Eintritt frei).
TIPP Hervorragende Küche bieten die »Konoba Orada« und die »Konoba Tramontana«, beide an der Promenade.
€€ Studios mit Balkon und Meerblick hat »Medin Apartments« (www.medin-apartments.com).
€€€€ Das edle »Hotel Riva« an der Promenade hat schicke Balkonzimmer und ein hervorragendes Restaurant (www.hotelriva.me).
MONDÄNES HERCEG NOVI – Mediterrane Stadt mit Geschichte
Türken, Venezianer, Italiener und Deutsche regierten schon hier und hinterließen ihre Spuren in der jungen Stadt am Fuße des Orjen-Gebirges. Heute haben sich in der terrassenförmigen Altstadt Restaurants niedergelassen. Am schönsten ist es am Belavista-Platz, gleich neben der katholisch-orthodoxen Kirche des Heiligen Erzengels Michael (Eintritt frei). Einen grandiosen Blick auf die gesamte Stadt und die Bucht hat man von der begehbaren Außenmauer der »Blutigen Festung« Kanli Kula, die 85 Meter über die Bucht hinausragt. Im August wird das Kastell zu einer Freilichtbühne mit spektakulären Filmaufführungen. Steile, schmale Treppen führen von hier hinunter zur Uferpromenade. Die Betonbadestellen, die hier mal öffentlich, mal zu einem Hotel gehörig liegen, sind im Sommer proppenvoll. Im Frühjahr jedoch hat man sie fast für sich allein. Spaß macht es, auf der Terrasse des »Restaurant Jadranka« bei einem Montenegro Burgeri die Wellen und die vorbeiziehenden Touristen zu beobachten, im »Paluba« im Jachthafen bei einem Espresso den Erstliga-Wasserballern zuzuschauen oder auf der Njegoseva mit den Einheimischen in den Boutiquen zu shoppen.TIPP Das »Gradska Kafana« serviert vorzüglichen gegrillten Oktopus und gegrillte Shrimps.
€€ Das »Hotel Perla« an der Uferpromenade vermietet gemütliche Balkonzimmer mit Buchtblick (www.perla.me).
€€€ Stilvolle Zimmer in einem renovierten Haus aus dem 18. Jh., dazu Restaurant, Spa, Pool und Hammam bietet das »Lazure Marina & Hotel« (www.lazure.me).
TIPPS
Highlights für Aktivurlauber
Kajaks, Mountainbikes und Kajak-Touren in der Bucht von Kotor bietet Adventure Montenegro in Kotor an (www.adventuremontenegro.com).
Ziplinen und auf Baumwipfelpfaden wandern kann man im Avanturisticki Park (Nationalpark Lovcen, Ivanova Korita,www.avanturistickipark.com).
Rafting auf dem Fluss Tara im gleichnamigen, bis zu 1.300 Meter tiefen Canyon organisiert die Agentur Gardasevic (www.gardasevic.org).
Die besten Ausflugsziele
Perast Das UNESCO-Weltkulturerbe-Örtchen an der Bucht von Kotor und die vorgelagerte Insel St. Marien auf dem Felsen sind beliebt bei Touristen. Montenegro Boat Excursions stoppt hier auf einer 2,5-stündigen Bootstour ab Kotor (www.montenegro-boatexcursions.me).
Kloster Ostrog Das schneeweiße orthodoxe Kloster klebt imposant am Berghang über dem Zeta-Tal. Ein Tagesausflug startet ab Kotor per Mietwagen oder per Bus und Zug über Niksic.
Nationalpark Skadar Dutzende grün bewachsener Inseln umfließt der Fluss Crnojevica, bis er in den See Skadar mündet – ein landschaftlicher Traum. Die englischsprachige Agentur Gardasevic bietet einen Tagesausflug ab Petrovac an (www.gardasevic.org). Private Bootstouren starten ab der Siedlung Rijeka Crnojevica am Westufer des Sees.
Die schönsten Strände
Lucice Rund 300 Meter Sandstrand an einer Steilküste, erreichbar in 15 Minuten zu Fuß über den Hausberg von Petrovac. Zur Nebensaison ruhig, im Sommer mit Restaurants, Kinderspielplatz, Sonnenschirmen und Liegen.
Plavi Horizonti Breiter Sandstrand in einer Bucht beim Ort Przno auf der Halbinsel Lustica. Restaurant, Parkplatz), im Sommer Schirmverleih inkl. Liege.
Perazica Do Schöner natürlicher Steinstrand, erreichbar zu Fuß ab Petrovac auf einem Wanderweg durch den Pinienwald gen Norden. Restaurant, Parkplatz, im Sommer Sonnenliegen.
Unsere Autorin empfiehlt Die Schluchtenlandschaft von Durmitor
Ganz im Norden des Landes versteckt sich die schönste Schluchtenlandschaft Montenegros. Allen voran der Nationalpark Durmitor, wo sich der reißende Fluss Tara seinen Weg durch den Canyon bahnt. An den steilen Abhängen wachsen Schwarzkiefern, Feld - ahorne und Ulmen. Wer Glück hat, sieht einen Otter, Wolf oder Siebenschläfer. Am besten erreicht man das Gebiet mit dem Mietwagen und fährt dann gleich weiter über die 350 m lange Brücke Durdevica-Tara, die den Canyon überspannt, bis zum Stausee Piva. Das ruhige »Etno Selo Izlazak« vermietet Hütten und Ferienhäuschen am Canyonrand (www.etno-selo-izlazak.me). Das Restaurant serviert Hausmannskost, z. B. Pršuta, luftgetrockneten Schinken.
€ einfach €€ einfache Mittelklasse €€€ gehobene Mittelklasse €€€€ anspruchsvoll
Autorin: Martina Katz (2/2019)
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