LUFTHANSA-RETTUNG Staatshilfen gefordert, ansonsten droht Insolvenz
Lufthansa benötigt Staatshilfen. Ein Mitspracherecht lehnt die Airline weitgehend ab. Nun ist sogar eine Insolvenz im Gespräch.Schon seit Wochen fordert die Deutsche Lufthansa für die Bewältigung der Folgen Corona-Krise. Derzeit werden die Bedingungen für einen solchen Staatskredit ausgehandelt. Lufthansa scheint mit diesen jedoch nicht zufrieden zu sein, weil die Regierung eine Beteiligung und somit ein gewichtiges Mitspracherecht einfordert. Jetzt kündigte die Airline überraschend an, als Weg aus der Krise auch eine Insolvenz in Eigenverwaltung in Betracht zu ziehen. Für Lufthansa-Kunden wäre ein solches Vorgehen ein denkbar schlechtes Szenario.
Bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung sinken die Chancen der Fluggäste, Ticketerstattungen und offene Entschädigungsforderungen zu erhalten. Denn sämtliche Forderungen würden in diesem Fall automatisch Teil der Insolvenzmasse werden. Dazu Oskar de Felice, Rechtsexperte beim Rechteportal Flightright: “Wenn Lufthansa ernst macht, wäre das ein Unding. Erst verlangt die Airline milliardenschwere Unterstützung vom Staat, verhält sich dabei aber gleichzeitig gegenüber den eigenen Kunden eindeutig rechtswidrig. Die Airline verzögert nicht nur die Rückerstattungen für ausgefallene Flüge, sondern bietet ganz bewusst ausschließlich Gutscheine an. Jetzt wird scheinbar erwogen, das Kundengeld einfach in die Insolvenz mit reinzuziehen.” Als Gläubiger erwartet die Passagiere ein langwieriger Prozess, an dessen Ende sie voraussichtlich auf dem Großteil ihrer Kosten sitzen bleiben werden - und das in Zeiten, in denen viele von ihnen vermutlich auf die Kostenerstattungen angewiesen sind. “Wir fordern schon seit Langem von der Bundesregierung einen Insolvenzschutz für Flugtickets. Die aktuelle Lage zeigt mehr als deutlich, wie bitter nötig eine solche Absicherung ist,” so Philipp Kadelbach, Geschäftsführer und Gründer von Flightright.
Passagiere könnten langfristig doppelt zahlen. Entscheidet sich Lufthansa für die Insolvenz in Eigenverwaltung, ist das kein Garant für eine langfristige Rettung. Scheitert die finanzielle Sanierung im Selbstversuch, können mittelfristig doch wieder staatliche Hilfen nötig werden. Das wäre der Worst Case für Fluggäste: Durch die Insolvenz verlieren die betroffenen Lufthansa-Kunden nicht nur ihr Geld, sondern finanzieren über ihre Steuern auch noch den Weiterbestand der Airline. Zwar haben staatliche Hilfen für profitable Fluggesellschaften ihre Berechtigung, denn auch Fluggäste haben ein Interesse an deren Weiterbestehen. Jedoch darf dies nicht auf deren Rücken geschehen. „Airlines sollte auf jeden Fall geholfen werden. Gleichzeitig kann es aber nicht sein, dass in der Covid-19-Krise Passagiere hängen gelassen werden und gegenüber Airlines finanziell immer den Kürzeren ziehen sollen,” so Kadelbach weiter.
(29.04.2020, rp)