Kanaren-Reise Rückkehr auf die "Schwarze Perle" Lanzarote
Nach dem Lockdown empfängt César Manriques Vulkaninsel wieder internationale Gäste. Neben vielen Sehenswürdigkeiten haben erste Hotels geöffnet. Zwei sind für Corona-Quarantäne reserviert.Auf Lanzarote freut sich Reiseleiterin Regina Hyspa, nach monatelanger Corona-Pause wieder in ein Bus-Mikrofon zu sprechen. "Knapp 1000 Gäste" seien bereits wieder auf Lanzarote, berichtet die Österreicherin von der "Schwarzen Perle der Kanaren", auf der sie seit über 20 Jahren lebt. Aus Großbritannien, Irland, Deutschland, Belgien und den Niederlanden seien schon wieder Urlauber auf der Vulkaninsel eingetroffen.
Wie kein Zweiter habe der 1992 tödlich verunglückte Künstler César Manrique die von der Fläche her Berlin vergleichbare Insel geprägt und für Urlauber attraktiv gemacht. Anders als in der deutschen Hauptstadt falle auf Lanzarote jedoch "so gut wie kein Regen". Mit 52 Millilitern pro Quadratmeter habe der Niederschlag auf "der ältesten Kanaren-Insel" im vergangenen Jahr sogar die Sahara unterboten, weiß Regina. Einzigartige Orte sowie der starke Passatwind nennt sie typisch für Lanzarote, das mit 22 Grad Durchschnittstemperatur auf "demselben Breitengrad wie Marokko, Saudi-Arabien und Florida liegt".
Was Lanzarote so schwarz glänzen lässt, ist seine Lava aus mindestens 300 Kratern von etwa 100 Vulkanen. Entstanden ist die bizarre Landschaft bei Ausbrüchen 1730 bis 1736. "Damals ist die halbe Bevölkerung geflohen, und ganze Ortschaften sind untergegangen", erzählt Regina. Zu den bislang letzten Eruptionen auf Lanzarote kam es 1824. Während sie spricht, hält ein vollbesetzter Tui-Bus, dessen Fahrer und Passagiere alle den vorgeschriebenen Mund-Nasen-Schutz tragen, in den Montañas del Fuego. Die Feuerberge im 51 Quadratkilometer großen Timanfaya-Nationalpark sind die Hauptattraktion der Insel.
Das Nationalpark-Logo mit dem Teufelchen hat César Manrique gestaltet und dafür gesorgt, dass die aus Lavamaterial gebauten 14 Kilometer Straße durch den Nationalpark perfekt in die Mondlandschaft integriert sind. Zu dramatischer Musik erklärt eine Nationalpark-CD das strenge Verbot des Anfassens und Mitnehmens der Lava, die vom gleichen Typ ist wie auf Hawaii. Schier unglaublich, dass über 800 Arten von Lebewesen im Nationalpark leben, von Flechten über Vögel, Echsen und Käfer bis zu Grillen.
Gegrillt wird im runden Restaurant El Diablo mit Panoramablick durch große Glasfenster hoch oben im Nationalpark, gestaltet von Manrique. "Pollo" (Hühnchen) und "Conejo" (Kaninchen) garen bei etwa 200 °C sechs Meter über heißer Magma. Es riecht nach Schwefel. Vor dem Fenster bestaunt derweil die Tui-Gruppe, wie rasch in ein Erdloch geworfener Reisig in Flammen steht. In sechs Metern Tiefe ist es bereits 600 Grad heiß. Höhepunkt der Vorführung ist das Eingießen von Wasser in ein Rohr. Kurz darauf schießt es als Geysir wieder hoch aus dem Boden.
Großen Erfolg hatte die Einladung an die Inselbewohner, Lanzarotes Attraktionen zehn Tage lang kostenfrei zu besichtigen, berichtet Hernandez. Stolze 35000 Einheimische nutzten die Gelegenheit. Von "gemischten Gefühlen" spricht die Leiterin im Blick auf die Urlauber. "Wir wissen, dass wir sie wirtschaftlich brauchen, machen uns aber Sorgen, wenn wir sie ermahnen müssen, die Corona-Regeln einzuhalten. Davon hängt unser Leben ab."
Neun Betriebe hatten auf Lanzarote im Juni geöffnet, bis Ende Juli werden es 43 sein. Weitere 16 von insgesamt 246 wollen im August wieder Gäste aufnehmen. "Viele meiner Kollegen haben mich für verrückt erklärt", schildert Juan Carlos Albuixech, kurz "JC", die Reaktionen, als er sein Sands Beach Resort an der Costa Teguise öffnete. Aber Abstand halten ist in der 368-Zimmer-Anlage mit sieben Pools und Badelagune kein Problem. "Mein Hotel ist sicher. Niemand aus meinem Personals hat das Virus. Außerdem ist es hier leer, wie soll ich mich da anstecken?" - JC spricht von einer schwierigen Balance zwischen strikten Regeln und Urlaubsfreude und klagt: "Der Desinfektionsalkohol killt meine Haut."
"Wir tun, was wir können, um die Situation unter Kontrolle zu halten, schließlich gab es auf Lanzarote nur fünf Infizierte", versichert Héctor Fernández von Turismo Lanzarote. "Masken, Distanz und die offene Landschaft" böten beste Voraussetzungen für einen sorgenfreien Urlaub. In Arrecife seien alle Geschäfte geöffnet, in den Touristenzentren nur zehn bis 15 Prozent, aber das werde sich ändern, sobald Gäste kommen, meint Fernández.
Um ganz sicher zu gehen, zahle der Cabildo (die Inselregierung) zwei Quarantänehotels mit drei und vier Sternen, zudem gebe es ein Hospital mit 40 Intensivbetten für ernste Fälle, ergänzt der in Lanzarotes Regierung für Tourismus zuständige Ángel Vázquez. Würden es mehr, kooperierten die Kanarischen Inseln und könnten Patienten per Helikopter rasch verlegen. "Wir haben touristisch genauso viel zu bieten wie die Balearen", wirbt Vázquez.
(28.08.2020, srt)