Diese muslimischen Mädchen genießen die Wasserrutsche im Hotel - in Halal-Hotels sind die Schwimmbereiche für Männer und Frauen getrennt
Foto: HalalBooking/dpaHalal-Speisen statt Minibar Was reisenden Muslimen wichtig ist
Mit dem Wohlstand kam die Reiselust: Das gilt auch für Urlauber aus muslimischen Ländern. Hinzu kommen Millionen Muslime in Deutschland. Für diese Zielgruppe hat sich im Tourismus ein eigenes Segment etabliert: Halal-Reisen. Was hat es damit auf sich?
Immer mehr Muslime wollen beim Reisen ihren Glauben nicht vernachlässigen. So ist der Markt der sogenannten Halal-Reisen entstanden - und er wächst.
»Halal bezieht sich in der islamischen Tradition auf das, was in der Ernährung erlaubt ist. Doch es gab eine exponentielle Verwendung des Begriffs auch in anderen Aspekten des alltäglichen Lebens«, sagt Syed Furrukh Zad Ali Shah, der an der Uni Erfurt zu Halal-Ökonomie forscht. Halal-Reisen bezeichnet folglich einen Urlaub, der mit dem islamischen Recht vereinbar ist. Und wie sieht das aus?
Nach der Scharia ist es nicht erlaubt, Schweinefleisch zu essen oder Produkte, in denen Schwein enthalten ist. Das gilt im Urlaub genauso wie zu Hause. Andere Tiere dürfen nur verspeist werden, wenn sie geschächtet wurden. Das sind Vorgaben, die nicht jede Hotelküche erfüllt. Das Hotel »Adlon« Kempinski in Berlin bezieht deshalb das Essen für muslimische Gäste aus einem arabischen Restaurant in der Nähe, erklärt Samy Hamad, Director of Governmental Sales.
Das Essen hat den größten Einfluss darauf, ob eine Reise halal ist oder eben nicht. Doch auch der Alkohol sollte aus der Minibar geräumt werden. Weitere Must-Haves: »Koran, Gebetsteppich und Richtungspfeil oder Kompass im Zimmer«, sagt Hamad.
Diese Ansprüche kann fast jedes Hotel der Welt durch ein paar Extras erfüllen. Doch Hotels, die auf Halal-Reisende spezialisiert sind, besitzen weitere Besonderheiten - etwa ein Alkoholverbot im gesamten Hotel und einen Gebetsraum. Dieser ist nach Geschlechtern getrennt, oder es ist zeitlich geregelt, wann Mann und Frau beten.
Ähnlich ist es bei Schwimmbädern: »Pools, Spa- und Wellnesseinrichtungen sind in Halal-Hotels oftmals nach Geschlechtern getrennt oder besitzen einen Sichtschutz«, sagt Ufuk Seçgin vom Reiseveranstalter Halal Booking. »Falls nicht, tragen die Frauen einen Burkini«. Männer sollten knielange Badehosen tragen.
Halal-Hotels können Muslime im Reisebüro oder im Internet buchen. Eine Website listet inzwischen 300 Hotels. Auf der Website werden die für Muslime wichtigen Eigenschaften des Hotels genannt. Ein Ranking gibt es nicht. Der Nutzer erhält jedoch einen Eindruck, wie halal-freundlich das Hotel ist. Auf einer anderen Seite werden neben Hotels auch Restaurants und Aktivitäten empfohlen. Außerdem sind für jeden Ort die Gebetszeiten zu finden. Persönlich beraten werden Reisende in Reisebüros wie Suay Tour in München, Balcok Travel Agency in Essen oder Kam 2000 Reisen in Duisburg.
Wichtig ist es, beim Buchen der Reise auch auf die Verpflegung im Flugzeug zu achten. Die meisten Airlines bieten Halal-Essen an. Airlines aus muslimischen Ländern, wie etwa Qatar Airways, werben sogar damit, dass alle Gerichte halal sind. Bei diesen Airlines ist es daher nicht notwendig, ein entsprechendes Gericht zu bestellen.
International nimmt die Anzahl muslimischer Reisender immer mehr zu. Der Global Islamic Economy Report 2016/17 von Thomson Reuters und Dinar Standard beziffert die Reiseausgaben der Muslime im Jahr 2015 mit 155 Milliarden US-Dollar. Um fast fünf Prozent sind die Ausgaben damit im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Das »Adlon« bietet die Zimmerausstattung für Muslime schon seit einigen Jahren an. »Inzwischen kämen sieben Prozent der Gäste aus dem arabischen Raum und Indonesien«, sagt Hamad.
(08.02.2017, dpa)