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Von Herbstferien ist auf Mallorca kaum etwas zu sehen. Die meisten Hotels sind zu, der Strand ist leer

Von Herbstferien ist auf Mallorca kaum etwas zu sehen. Die meisten Hotels sind zu, der Strand ist leer

Geisterinsel Mallorca Der sehnsüchtige Blick von den Balearen auf die Kanaren

Von Herbstferien ist an der Playa kaum etwas zu sehen. Die meisten Hotels sind zu, der Strand ist leer. Mit dem erneuten Notstand in Spanien liegt auch Mallorca brach. Ganz anders sieht es auf den Kanaren aus.

Bademeister ist derzeit am Ballermann ein überschaubarer Job. Der Lebensretter an der legendären Strandbude Balneario 6 muss nur drei Kinder im Blick behalten, die sich bei spätsommerlichem Wetter an den Wellen erfreuen.

Am ansonsten leeren Strand wird ein zurückgelassener Schwimmreifen vom Wind weggeweht. Corona-Tristesse auf der Geisterinsel Mallorca. Eigentlich sollte die liebste Insel der Deutschen im Oktober voller Touristen sein, die in den Herbstferien noch einmal die Sonne genießen wollen.

«Ich habe so gut wie keinen gesehen», sagt Beatrice Ciccardini, Chefin der strandnahen Bar «Zur Krone». Es sei derzeit «schlimmer als in normalen Jahren im Winter.»

Kanaren nicht mehr auf der Liste Risikogebiete

Die Hoteliers und Gastronomen Mallorcas blickten am Wochenende neidisch auf die Kanaren. Die Atlantik-Inseln vor der Westküste Afrikas haben es nämlich geschafft, das Coronavirus einigermaßen unter Kontrolle zu bringen - und wurden von Deutschland von der Liste der Risikogebiete gestrichen. Auch Großbritannien gab fast zeitgleich grünes Licht für die Kanaren. Und auch der von der spanischen Regierung am Sonntag (25. Oktober) ausgerufene Notstand samt nächtlicher Ausgehsperre gilt überall, nur eben nicht auf den Kanaren.

Nach monatelanger Zwangspause trafen dort am Samstag und Sonntag (24. und 25. Oktober) wieder die ersten Flugzeuge voller Urlauber ein. Die Zeitung «El Mundo» sprach von einem «Ansturm», vor allem der Briten. «Es ist eine Freude, wieder diesen Betrieb hier zu sehen», sagte ein Arbeiter des Flughafens von Las Palmas auf Gran Canaria der Zeitung «La Provincia». Freude auch bei den Urlaubern. Das spanische Fernsehen sprach mit einer jungen Mutter aus Großbritannien: «Wir sind gestern Abend angekommen. Der Flieger war voll, alle superfroh. Und alle mit Maske natürlich.»

Kontrastprogramm auf Malle: Frau Ciccardini, eine Schweizerin mit spanischen Pass, lebt seit 1976 hier. «Als ich auf die Insel gekommen bin, war die Straße am Strand entlang nicht einmal geteert. Und dennoch war mehr los als jetzt.» Ihre Kneipe ist eine der wenigen, die noch geöffnet haben. Die derzeitigen Einnahmen beziffert sie auf 20 Prozent im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten.

Nach Mallorca kommen nur noch Besucher aus Luxemburg

In guten Jahren geht die Saison auf Mallorca bis Anfang November. Mitte Oktober schließen meist die ersten Hotels, Restaurants und Bars. Dieses Jahr ist alles anders. «Wir müssen ganz schön weit wandern, um offene Geschäfte zu finden», sagt Christian Guirsch. Der Luxemburger ist mit drei Freunden da. Sie gehören zu den wenigen Touristen, die sich an der Playa herumtreiben. Es klingt verrückt, doch die Urlauber aus dem Zwergstaat machen den Deutschen derzeit «Konkurrenz» am Ballermann. «Für Spanien gibt es keine Reisewarnung bei uns», sagt Guirsch. «Es gibt auch einige Deutsche, die den Umweg über Luxemburg für die Mallorca-Reise nehmen.»

Seit Mitte Oktober dürfen Bars und Restaurants in Schinken- und Bierstraße wieder öffnen. Das gilt aber nicht für die Tanztempel. An einer Ecke steht eine Gruppe Straßenhändler mit Sonnenbrillen, die sehnsüchtig auf Touristen warten. «Kaffee trinken, etwas plaudern und dann wieder nach Hause gehen. Das machen wir jeden Tag. Was anderes bleibt uns nicht übrig», sagt einer der Männer.

Mario Gross flaniert die Straße vor dem geschlossenen Kult-Partytempel «Bierkönig» entlang. «Nichts los hier», sagt er. Seit sechs Jahren lebt der Mannheimer auf Mallorca. «Ich habe im PR-Bereich und als Flyerverteiler gearbeitet. Es gab immer Jobs und gutes Geld.» Heute lebt er von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe. Eine Rückkehr in die Heimat kommt für ihn dennoch nicht in Frage. «Ich warte auf die Besserung.»

Wegen Corona bleiben betrunkene Partytouristen aus

Dem Anliegen von Juan Ferrer könnte die Pandemie hingegen zuträglich sein. Fünf Jahre lang hat er gegen betrunkene Partytouristen angekämpft. Der Inhaber von sechs Restaurants hat die Initiative Palma Beach gegründet, die sich für mehr Qualität an der Playa de Palma einsetzt. «Es ist ein Turboeffekt für den Wandel. Alle müssen sich neu erfinden.» Er sagt allerdings auch: «So eine Ruhe wie jetzt wollten wir aber nie.» Man wolle «Partyzone» bleiben. Die Urlauber sollen feiern, «aber nicht so, dass sich die Landsleute fremdschämen.»

Ferrer beteuert, die Playa de Palma sei sicheres Gebiet. «Hier gab es nie einen Infektionsherd. Es war ein Fehler, ganz Mallorca als Risikogebiet einzustufen. Das lag auch an der schlechten Kommunikation zwischen den Ländern. Ferrer räumt aber ein, dass die Kanaren in Sachen Corona-Bekämpfung ein Vorbild sein können.

Von Neid will Ciccardini derweil nichts wissen: «Wir kennen keinen Neid. Wir freuen uns für jeden, der überleben kann», sagt sie. Und nennt einen positiven Aspekt der Malaise: Nachts sei es totenstill. «Es ist das erste Mal, dass ich wieder durchschlafen kann.»

Ruhe auf den Balearen

Nicht nur die Menschen genießen die Idylle auf den Balearen. Auch die Vogelwelt profitiere vom Lockdown in der ersten Jahreshälfte und der anhaltenden geringeren menschlichen Präsenz auf der Insel, meint Jaume Vinyas, Sprecher des Umweltministeriums. Auf der kleinen Insel Na Guardis vor Colònia de Sant Jordi nisten nach seinen Angaben wieder 184 Korallenmöwenpärchen. Das letzte Nest hatte es zuvor 2016 gegeben.

Aber sollte der Massentourismus vielleicht schon im kommenden Jahr zurückkehren, dürfte das «tierische Vergnügen» schnell zu Ende gehen. «Drei Monate Lockdown ziehen sich für die Menschen zwar ganz schön in die Länge, für einen bleibenden Wandel in der Umwelt ist es aber ein zu kurzer Zeitraum.»

Reiseberichte über Mallorca finden Sie hier.

(26.10.2020, dpa)

 
REISE & PREISE sagt Ihnen, welche Rechte sie haben.

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REISERECHT Stau, Zugverspätung - Flieger weg

Da fliegt es davon - und man selbst sitzt auf seinem Koffer im Flughafen anstatt im Flugzeug. Es gibt viele Gründe, warum ein Passagier seinen Flug verpassen kann: verschlafen, Stau auf der Autobahn, S-Bahn verpasst, Zugverspätung. Nicht immer bleibt er allerdings auf seinem Schaden sitzen. REISE & PREISE sagt Ihnen, wann mit Schadensersatz zu rechnen ist.

Grundsätzlich, so Juristen, muss der Reisende bei seiner Anfahrt zum Flughafen »vorhersehbare und einzukalkulierende Risiken im täglichen Straßenverkehr« berücksichtigen. Die Regel gilt bei manchen Richtern sogar für eher nicht vorhersehbare Zwischenfälle. In einem Fall wurde ein Urlauber bei der Anfahrt zum Airport mit seinem Fahrzeug schuldlos in einen leichten Verkehrsunfall verwickelt. Doch das reichte aus, um die Maschine zu verpassen. Der Betroffene wollte vom Unfallgegner dafür Schadensersatz. Doch vor Gericht kam er damit nicht durch. Die Richter bemäkelten vor allem, der Betroffene sei »ohne jedes Zeitpolster erst so spät« losgefahren, dass er durch den Unfall in die Bredouille geriet. (AG Menden; Az.: 4 C 53/05).

Besser haben es Reisende, die ein pauschales Urlaubspaket mit Rail & Fly-Ticket der Deutschen Bahn gebucht haben. Hat der Zug auf der Fahrt zum Flughafen Verspätung und verpasst der Passagier deswegen seinen Flug, dann muss der Reiseveranstalter für den Schaden haften. Frankfurter Richter erklären: Bietet der Reiseveranstalter für die Anreise zum Flughafen Rail & Fly-Tickets an, so gehört dieser Transfer zum Reisevertrag zwischen Veranstalter und Urlauber. Erreicht der Kunde wegen einer Zugverspätung dann nicht rechtzeitig den Check-in-Schalter und bietet der Veranstalter ihm keinen »zeitnahen« Ersatzflug an, so liege ein »erheblicher Reisemangel« vor. Und dann, so

das Gesetz, können betroffene Urlauber nicht nur eine Minderung des Reisepreises fordern, sondern auch die Reise sofort kündigen, bzw. Schadensersatz oder Entschädigung für »nutzlos aufgewendete Urlaubszeit« verlangen. In diesem Fall galt das, obwohl die betroffenen Gäste sich selbst die Zugverbindung ausgesucht hatten (LG Frankfurt am Main, Az.: 2-24 S 109/09).

Auch wer den Flughafen schon erreicht hat, muss aufpassen. In der Wartelounge des Airports von Dubai schlief der Teilnehmer einer deutschen Reisegruppe ein, verpasste deshalb den Weiterflug in den Jemen und musste auf eigene Kosten mit einer späteren Maschine nachkommen. Vor Gericht hatte er noch versucht, die Verantwortung auf die Reiseleiterin abzuwälzen. Die hätte ihn wecken müssen, habe ihre »Betreuungspflicht« nicht erfüllt. Doch die Reiseleiterin hatte ihn geweckt. Der müde Passagier war direkt danach aber erneut eingeschlafen (AG München, Az.: 183 C 15864/07).

Immer wieder verpassen Passagiere ihren Flug, weil sie am Check-in zu lange warten müssen. Hier sind vor allem die Fluggesellschaften in der Pflicht, sie müssen für entstandene Schäden haften. Grundsätzlich gilt: Ein Reisender, der frühzeitig am Abfertigungsschalter erscheint, »darf darauf vertrauen, rechtzeitig abgefertigt zu werden und mitfliegen zu können« (AG München, Az.: 113 C 2852/00). Und: Solange die Abfertigung am Check-in-Schalter noch nicht abgeschlossen ist, darf eine Fluggesellschaft »die Annahme auch des verspätet am Abfertigungsschalter erschienenen Fluggastes nicht verweigern«, so Juristen. Mit anderen Worten: Wer zu spät am Flughafen erscheint, der sollte nicht gleich schwarz sehen, sondern erst mal zum Check-In-Schalter eilen. Werden dort noch andere Gäste abgefertigt, so muss auch er noch an die Reihe kommen. Ist der Schalter aber bereits geschlossen, dann hat der Passagier Pech gehabt (AG Bad Homburg, Az.: 2 C 2101/98-18). Wichtig auch: Bei langen Warteschlangen muss die Airline dafür sorgen, dass Passagiere mit nahender Abflugzeit aus der Check-in-Schlange herausgerufen und schnellstmöglich abgefertigt werden (AG Erding, Az.: 4 C 309/06).

Umgekehrt müssen Fluggäste bei Umsteigeverbindungen oder Anschlussflügen die für jeden Airport gültige »minimum connecting time« berücksichtigen. Mit Blick auf die internationale Ankunft und die Zollformalitäten hält Luftrechtler Roland Schmid zum Beispiel eine nur 50-minütige Umsteigezeit im indonesischen Flughafen Denpassar für "sehr knapp bemessen". Dort hatte ein aus Singapur kommender deutscher Passagier seinen Weiterflug auf die Ferieninsel Lombok verpasst.

(April 2010, Elias Elo)

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