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Der Plaza D' España in Sevilla

Der Plaza D' España in Sevilla

Alternative StädtereisenEs müssen in Europa nicht immer die Großstädte sein

Paris, Rom und Barcelona ziehen im Herbst zehntausende Touristen an. Die kleinen Schwestern Lyon, Bologna oder Sevilla sind entspannter, aber keinesfalls weniger spannend.

Der Herbst ist die schönste Zeit für Städtereisen. Dann machen ausgedehnte Bummel und Erkundungen wieder Spaß. Wir stellen Städte vor, die nicht auf jeder Liste stehen. Warum eigentlich nicht?

Bologna statt Rom

Für Studenten und Feinschmecker ist Bologna schon längst eine herrliche Alternative zu Rom. La grassa, la dotta, la rossa wird die gemütliche Stadt in Oberitalien gern genannt. Der wenig schmeichelhafte Namen »die Fette« kommt von den deftigen regionalen Delikatessen wie dem Mortadella und den »Spaghetti al ragù«. Wer ein typisches Bologneser Menü von Anfang bis zum Ende zum Beispiel bei »Donatello« in der Via Righi Augusto durchhält, weiß im Anschluss, dass der Beiname Programm ist. Ein voller Bauch studiert nicht gerne? Von wegen! In Bologna, »der Gelehrten« steht eine der ältesten und bekanntesten Universitäten Italiens. Und die Studenten tragen viel zum quirligen Piazza- und Nachtleben der Stadt bei. Auf den großen Plätzen der Stadt wie der Piazza Maggiore oder dem Platz vor den »sette chiese« können auch Besucher in diese lebhafte und fröhliche Atmosphäre eintauchen. Über den Ursprung des Beinamens »die Rote« gibt es mehrere Varianten: entweder politisch oder wegen der roten Dächer. Egal, woher die Namen stammen, die Hauptstadt der Emilia Romagna ist allemal einen Besuch wert.

Lyon statt Paris

Wofür ist Paris nochmal so berühmt? Natürlich für den Eiffelturm, die Mode und die Haute cuisine. Auch in Lyon gibt es ein Monument aus Stahl, nur ist es dort kleiner und heißt Tour métallique de Fourvière. Die junge, quirlige Stadt im Südosten Frankreichs bietet auch ansonsten alles, was Gourmets und Fashionistas sich nur wünschen können. Paul Bocuse hat seine Brasserien der Einfachheit halber nach den Himmelsrichtungen benannt und so können Leckermäuler in Lyon eine französische Panoramaverkostung erleben. Passend zum Norden, Süden, Westen oder Osten variiert der Schwerpunkt der Gerichte. Um sich Appetit zu verschaffen lädt Lyon zu ausgedehntem Bummeln durch kleine Straßen und Gassen ein. Internationale Markengeschäfte finden ebenso ihren Platz wie Fachgeschäfte, die an die Tradition der Stadt im Seidenhandel anknüpfen. Wer Abkürzungen und Abenteuer liebt, nutzt die offenen Treppenhäuser, die Traboules. Sie wurden einst von Seidenballenträgern benutzt, um ihre kostbare Fracht vor Regen zu schützen und weil es schneller ging. Aber Achtung, Verlaufen geht schnell und nur echte Lyoner kennen die verwinkelten Gänge. Dafür laufen Hobbyfotografen Gefahr, sich einen steifen Nacken zu holen wegen all der lebensechten Trompe L'?il-Malereien an den Hauswänden. Seit 1978 hat sich diese schöne Tradition entwickelt, und so finden sich auch mit bestem Willen kaum noch graue Hauswände in Lyon. In Paris gibt es die zuhauf.

Sevilla statt Barcelona

Barcelona ist nicht nur wegen Gaudi und seiner Sagrada Familia ein Reisehit, auch das vielseitige Straßenleben lockt jährlich Millionen von Touristen. Bis auf die unfertige Kirche kann Sevilla da leicht mithalten, nur mit weniger Gedränge auf den Straßen. Ob Giraladaturm, Goldturm oder die Plaza de España ? die andalusische Hauptstadt nimmt es, was Prunk und Protz betrifft, leicht mit ihren großen Schwestern Madrid und Barcelona auf. Den besonderen Reiz machen aber nicht diese Baudenkmäler aus, sondern die besondere Atmosphäre der Stadt. Ob es die kühl gekachelten Innenhöfe sind, die beim Schlendern durch die elegante Altstadt zum Eintreten laden oder die schmiedeeisernen Balkongitter, auf denen üppige Blumenkästen der trockenen Hitze trotzen ? das Zusammenspiel mit der lässigen Savoir-Vivre-Art der Seviller macht den besonderen Reiz der Stadt aus. Über all dem schwebt meist der leichte Duft der Orangenbäume und lädt zum Träumen ein. Oder zum Essen? Wie gut, dass Sevilla als Geburtsort der Tapas, der kleinen Köstlichkeiten, die in zahlreichen Bars angeboten werden, gilt. Für Menschen mit Entscheidungsschwäche kann der Besuch einer Tapasbar in Stress ausarten: Rosada mit Zitronensauce, gefüllte Auberginen mit Krabben oder doch lieber mejillones, auf Deutsch Miesmuscheln? Gut, dass die Portionen klein sind und immer nachbestellt werden können. Ein Klassiker unter den Tapasbars, bei dem es allerdings ein wenig Geduld braucht, ist die Bar La Eslava. Die Wartezeit kann prima mit einem Glas Rotwein vertrieben werden, denn Essen zählt zur Kultur, und davon gibt es in Sevilla eine Menge.

Luzern statt Zürich

Wer möchte schon in eine der teuersten Städte der Welt reisen, wenn das Städtchen am Vierwaldstättersee nur eine knappe Autostunde entfernt liegt? In der »Leuchtenstadt« wie Luzern auch genannt wird, gibt es neben der barocken Jesuitenkirche gleich mehrere Superlative zu bestaunen: die steilste Zahnradbahn der Welt und die älteste gedeckte Brücke der Welt. Die Kapellbrücke mit dem Wasserturm ist zugleich eines der am meisten fotografierten Denkmäler der Schweiz und das Wahrzeichen der Stadt. Sowieso ist Freunden der schönen Künste das unaufgeregte und dennoch mondäne Luzern längst ein Begriff. Zahlreiche Musikfestivals finden das gesamte Jahr über statt und locken neben bekannten Stars auch junge, aufstrebende Interpreten und Solisten an. Wer's sportlicher mag, besteigt den malerischen Pilatus, den Hausberg Luzerns oder unternimmt eine Rundfahrt über den Vierwaldstättersee. Auf den Rundfahrten wird die eindrucksvolle Wagner-Villa passiert, in der heute ein Museum untergebracht ist. Und weil der See offenbar inspirierend wirkt, hat auch der russische Komponist und Pianist Sergej Rachmaninoff in Seenähe gelebt und gearbeitet. So viel Kultur macht hungrig? Gut, dass die Luzerner Küche zu einer der vielseitigsten der Schweiz zählt. Und wenn der Besucher dann bei einem Glas Sauvignon Blanc aus der Region auf einer Terrasse über der Reuss sitzt, beglückwünscht er sich sicherlich zu seiner Entscheidung: Luzern statt Zürich.

Graz statt Wien

Vielleicht nicht ganz so viel Schmäh, dafür Weltkulturerbe, eine spektakuläre Museenlandschaft und südländisches Flair bietet die Landeshauptstadt der Steiermark. Wer die Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt wie den Dom, Schloss Eggenberg und den Uhrenturm besichtigt hat, macht einen Bummel zur immer noch futuristisch anmutenden Muschel auf der Murinsel. Und für Diejenigen, die bei der Besichtigung der Grazer Burg fürchten, zu viel des guten Weines aus der Steiermark getrunken haben: keine Sorge, die sogenannte »Versöhnungsstiege« mit ihren zwei gegenläufigen, gewundenen Treppen, die sich trennen und wieder zusammenkommen, hat diesen Effekt. Mit oder ohne Weingenuss. Apropos Gaumenfreuden: Genusshauptstadt nennt sich Graz ganz selbstbewusst und wer einen Blick auf den Veranstaltungskalender der Stadt wirft, weiß schnell, warum. Von der Kürbiskernölverkostung über Brot- und Weinverkostungen bis hin zu kulinarischen Rundgängen stellt Graz durchweg unter Beweis, dass Liebe durch den Magen geht. Im kulinarischen Kalender der Stadt können sich Leckermäuler online informieren, wo es wann welche Spezialitäten zu schnabulieren gibt. Und dass die Steirischen Köstlichkeiten nicht nur gut sind, sondern auch groß und stark machen, zeigt sich eindrucksvoll an einem der berühmtesten Söhne der Stadt: Arnold Schwarzenegger.

Weitere Informationen:

Bologna Welcome, Tourist Office, Piazza Maggiore, 1, 40124 Bologna, Italien, Tel. 0039-051-239660, www.bolognawelcome.com
Fremdenverkehrsamt Lyon, Place Bellecour, 69002 Lyon, Frankreich, Tel. 0033-4-72776969, www.lyon-france.com
Oficina de Turismo de Sevilla, Pl. del Triunfo, 1, 41004 Sevilla, Spanien, Tel. 0034-954-787578, www.andalucia.org
Luzern Tourismus AG, Tourist Board, Bahnhofstrasse 3, 6002 Luzern, Schweiz, Tel. 0041-41-2271717, www.luzern.com
Visit Graz, Graz Tourismus Information, Herrengasse 16, 8010 Graz, Österreich, Tel. 0043-316-80750, www.graztourismus.at

(14.09.2018, srt)