Ärger bei MietwagenbuchungAutovermieter kassieren oft deutlich mehr Geld
Immer mehr Reisende buchen im Urlaub einen Mietwagen – die Preise sind ja so günstig. Doch Achtung: Über Tricks kassieren die Autovermieter am Ende oft deutlich mehr Geld als gedacht. Deshalb heißt es, ganz genau aufzupassen.155 Euro auf Mallorca, 152 Euro in Nizza, gar nur 128 Euro in Antalya: Für so wenig Geld kann man in diesem Sommer eine ganze Woche lang einen Mietwagen buchen – mitten in der Hauptsaison! Wo ist der Haken an der Sache? Er liegt in den zahlreichen versteckten Nebenkosten. Neben dem Preis gilt es gerade bei den Portalen ganz genau auf die Bedingungen zu sehen: Wir sagen, worauf man achten muss und geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Soll man besser daheim buchen oder vor Ort?
Mietwagenpreise sind heute nicht mehr fix, sondern wechseln von Tag zu Tag – ähnlich wie die Preise für Flugtickets und Hotelzimmer. Fast immer geht der Preis zum Schluss nach oben – besser bucht man also schon früh. So kommt man nicht nur günstiger weg als bei der Buchung vor Ort. Es vergeht auch keine wertvolle Zeit dabei, sich ein Auto zu besorgen. Und falls Probleme auftauchen, steht ein Ansprechpartner in der Heimat zur Verfügung. Gut zu wissen: Es muss keines der gängigen Internetportale sein. Eine Möglichkeit ist es auch, direkt bei der Autovermietung zu buchen. Anbieter wie Sixt verleihen im In- und Ausland.
Bekommt man bei einem bekannten Autovermieter ein besseres Auto?
Nicht automatisch. In der Praxis konkurrieren heute die klassischen Mietwagenfirmen wie Avis, Europcar, Hertz und Sixt mit freien Vermittlern (Car del Mar, Sunny Cars) und den Reiseveranstaltern (Tui Cars, Dertour, FTI Cars). Im Internet gelistet werden alle Anbieter von Vergleichsportalen. Von denen wurden Billiger-mietwagen.de und Check24 von der Stiftung Warentest im Mai 2016 mit »sehr gut« bewertet. Am Ende holt man sich sein Auto in vielen Fällen bei dem selben lokalen Unternehmen ab. Wichtig zu wissen: Vergleichsportale erhalten Vermittlungsprovision. Anbieter, die ihnen keine Provision zahlen, werden manchmal nicht berücksichtigt.
Ist es dann egal, wo man bucht?
Nein, natürlich nicht. Zwar landet man oft über mehrere Anbieter beim selben Auto. Aber die Preise sind durchaus unterschiedlich. Und zusätzlich haben viele Broker bei Kaution, Tankregelung und dem Aufpreis für einen zweiten Fahrer Sonderkonditionen ausgehandelt. Oft übernehmen sie auch die Selbstbeteiligung bei Vollkasko- und Diebstahlschäden. Wenn's also kracht, ist der Kunde zwar vor Ort die Kaution los, bekommt das Geld aber zu Hause wieder. Tipp: Auf jeden Fall zu beachten ist der Übernahmeort des Fahrzeugs. Gerade die besonders günstigen Anbieter sparen sich oft das Büro am Flughafen und fahren ihre Kunden per Bus-Shuttle zu einer Mietwagenstation im Industriegebiet – das kostet Zeit. Und noch ein wichtiger Hinweis: Die fällige Kaution blockt der Autovermieter auf der Kreditkarte. Um im Zweifelsfall flüssig zu bleiben, checkt man besser die Kautionshöhe in den Mietbedingungen und erhöht ggf. den Verfügungsrahmen.
Was gibt es versicherungstechnisch zu beachten?
Mehr Sicherheit für mehr Geld: Das gilt vor allem bei der Haftpflichtdeckungssumme. Die ist in Europa kein Problem, wohl aber in der Türkei und noch ärger in den USA: Die türkische Mindestdeckung liegt mit rund 35.000 Euro pro Personenschadensfall deutlich unter der deutschen, hierzulande ist man mit mindestens 7,5 Millionen Euro versichert. In Florida, Missouri und Kalifornien liegt das gesetzliche Minimum für Personenschäden gar bei lächerlichen 10.000 Euro. Lokale Anbieter wie Fox Rent a Car haben im günstigsten Basispaket auch nur dieses Minimum abgedeckt. Tipp: Auf der sicheren Seite ist, wer sich extra absichert, mit einer sogenannten Mallorca-Police. Aber oft decken die eigene deutsche Kfz-Versicherung oder der Autoschutzbrief auch Mietwagenrisiken ab, dann reicht ein Mindesttarif-Angebot.
Lohnen sich Rundum-Sorglos-Pakete?
Für die Nerven auf jeden Fall. Immer mehr Anbieter bieten All-inclusive-Vollkasko-Tarife ohne Stolperfallen an. Der Anbieter Sunny Cars offeriert sogar ausschließlich Alles-inklusive-Pakete. Preislich ist das aber nicht immer ein Schnäppchen. Bisweilen kostet allein der Aufpreis für so ein sanftes Ruhekissen mehr als die gesamte Wochenmiete. Und wie oben schon gesagt: Viele Mietwagenkunden sind z.B. über ihren Schutzbrief bereits ausreichend versichert.
Selbstbehalt ja oder nein?
Unbedingt zu beachten ist – auch bei Rundum-Sorglos-Paketen – die Selbstbeteiligung. Das ist die Summe, die man trotz Versicherung z.B. bei Kratzern im Lack selber zahlen muss. Der Betrag schwankt je nach Land und Anbieter zwischen 150 und mehr als 1.500 Euro. Einige Anbieter erstatten aus Werbegründen die Selbstbeteiligung im Schadenfall. Anderswo kostet der Ausschluss des Selbstbehalts zusätzliches Geld. Tipp: Auch der Selbstbehalt wird bisweilen schon von der eigenen Autoversicherung oder dem Schutzbrief gedeckt.
Ist bei All-inclusive immer alles enthalten?
Leider nein. Auch »alles« ist noch auslegungsfähig: Schäden an Glas, Reifen und Unterboden werden bei einigen Anbietern gern ausgeschlossen. Und Schlüsselverlust sowieso. Tipp: Achten Sie darauf, dass alle gebuchten Leistungen und gezahlten Versicherungen im Mietvertrag ausdrücklich vermerkt sind.
Welche Gebühren gibt es sonst noch?
Viele. Manche lassen sich leicht umgehen: Das Navi nimmt man einfach von zu Hause mit oder verwendet innerhalb der EU das Handy, den Kindersitz kann man auch im Flieger mitbringen. Wer einen zweiten Fahrer braucht, der findet mit einigem Suchen außer den üblichen acht bis zehn Euro Aufpreis pro Tag auch Inklusivangebote. Startet der Flieger außerhalb der Mietstationsöffnungszeiten, werden leicht noch mal 30 bis 45 Euro fällig. Hat man sich auf eine Reinigungspauschale eingelassen, dann kommen für einmal durch die Waschstraße fahren noch mal bis zu 40 Euro drauf. Und unter Servicepauschale verstehen die Mietstationen schlicht: Es gibt zwar nicht mehr Leistung, es kostet aber nochmal Geld.
Was ist beim Empfang des Autos zu beachten?
Eigentlich ist alles schon zu Hause bezahlt. Trotzdem versuchen die lokalen Vermietstationen vor Ort gern, noch ein paar Euro zusätzlich zu verdienen. Oft werden Zusatzleistungen, die im gebuchten Paket bereits inkludiert sind, noch mal verkauft. Ein beliebter Trick ist der Jungfahrerzuschlag: Mal greift der unter 21, mal unter 26 Jahren. Als junger Urlauber hilft da nur eins: schon bei der Buchung ganz genau nachzuhaken. Und natürlich gilt: Beim Erhalt des Autos kontrolliert man peinlich genau Beulen in der Karosserie und Kratzer im Lack. Und bei begrenzten Freikilometern sollte der Kilometerzähler mit dem Wert auf dem Übergabeprotokoll übereinstimmen. Beides lässt man sich im Übergabeprotokoll bestätigen. Und bei begrenzten Freikilometern sollte der Kilometerzähler mit dem Wert auf dem Übergabeprotokoll übereinstimmen. Wichtig zu wissen: Wenn ein Fahrzeug nur mit Abschluss weiterer Versicherungen herausgerückt wird, dann gilt es vorher unbedingt die Serviceberatung des Portals anzurufen. Nur wenn der Sachbearbeiter dort den Fall festgehalten hat, hat man Chancen, sein Geld zurück zu bekommen.
Muss man die Autos vollgetankt zurückgeben oder nicht?
Das ist die fairste Lösung. Zahlreiche örtliche Vermietstationen bessern sich aber die niedrigen Mietwagenpreise durch die sogenannte Voll/Leer-Regelung auf. Da ist dann zwar die Miete billig, aber im Kleingedruckten steht, dass man das Auto leer zurückgeben soll und dafür eine »Betankungspauschale« zu berappen hat. Da sind dann schnell wieder 100 Euro für nichts bezahlt. Entkommen kann man diesem Nepp nur durch genaues Studium der Mietbedingungen – vor der Buchung. Einige Vergleichsportale erlauben es auch, auf ihrer Suchmaske im Internet nur nach Angeboten mit der fairen Voll-/Voll-Regelung zu suchen.
Worauf ist bei Abgabe des Autos zu achten?
Wird das Auto am Ende der Reise zurückgegeben, so lässt man sich als Kunde von der Vermietstation schriftlich den ordnungsgemäßen Zustand des Fahrzeugs bestätigen. Im Protokoll ebenfalls festgehalten werden Kilometer- und Tankfüllstand. Nicht eingehen sollte man auf das Angebot von Mitarbeitern, das Auto einfach nur abzustellen und den Schlüssel in einen Briefkasten zu werfen. Wenn das unumgänglich ist, dokumentiert man zumindest durch Fotos den Kilometerstand und dass das Auto zum Abgabezeitpunkt keine Beulen hatte.
(02.08.2018, srt)