Hier geht's lang Wer errichtet die Wegweiser im Harz?
Gerade Wanderern hat der Harz viel zu bieten. Sie profitieren vom schönen Wegenetz und allen Infos auf Schildern. Wie viele Helfer mit unzähligen Stunden Arbeiten dafür nötig sind, dürfte nicht allen bewusst sein.Wandern gegen den Corona-Frust. Das ist für viele Harz-Besucher das Motto, um im Freien die Pandemie aus dem Kopf zu bekommen. Damit sich die Wanderer im Mittelgebirge immer sicher, wohl und auf dem richtigen Pfad fühlen, kümmern sich ehrenamtliche Helfer ganz unauffällig um Tausende Kilometer Wegenetz und unzählige Schilder. Ein Ortsbesuch bei denen, die zeigen, wo es im Harz lang geht.
Treffpunkt Wanderheim in Wildemann. In der kleinen Oberharzer Ortschaft ist es auch unter der Sommersonne angenehm kühl. Die Mitglieder vom Harzklub wollen von hier aus erklären, warum sie sich für eine möglichst perfekte Wander-Infrastruktur einsetzen. Auf der niedersächsischen Seite haben sie gerade 2500 Schilder neu gefertigt, jetzt ist Sachsen-Anhalt dran.
Weiße Aluminiumschilder mit der grünen Tanne
«Jedes Schild ist ein Unikat», sagt Christoph Steingaß aus dem Vorstand des Harzklubs. Der 72-Jährige will damit einen Eindruck vom Aufwand vermitteln und gleichzeitig schwingt auch Stolz mit, dass alle Tafeln einheitlich sind. Die markanten weißen Aluminiumschilder mit der grünen Tanne und dem roten Rand bezeichnen die Klubmitglieder als ihre Visitenkarten.
Genau diese sehen seit Ausbruch der Pandemie deutlich mehr Harzgäste. «Der Wandertourismus hat während Corona extrem zugenommen», sagt Madeline Pagenkemper vom Harzer Tourismusverband. Die vielen Autokennzeichen aus Berlin und Hamburg sprechen für sie dafür, dass es vor allem auch die Großstädter vermehrt raus in die Natur zieht. Das gelte sowohl für den Sommer als auch den Winter.
Wegewarte halten die Schilder instand
«Die 50.000 Harzklub-Schilder zeigen ihnen dann, wo es lang geht», sagt Geschäftsführerin Annett Drache. Möglich machen das ihr zufolge die 12.500 ehrenamtlichen Mitglieder aus mehr als 80 Zweigvereinen. Wegewarte wie der pensionierte Polizist Klaus Petersen versuchen, alles aktuell zu halten. Zuletzt seien viele Schilder durch Baumfällarbeiten zerstört oder entfernt worden. In solchen Fällen schaut der 74 Jahre alte Petersen im Materiallager nach passendem Ersatz.
«Es kam in der Vergangenheit schon hin und wieder vor, dass Schilder auch teilweise geklaut oder zerstört wurden», berichtet Tourismusverbandssprecherin Pagenkemper. Das ist nicht nur Schade wegen der sinnfreien Zerstörung, sondern verhindert auch einen weiteren wichtigen Zweck. «Jedes Schild ist auch ein Rettungspunkt», erläutert Hauptwegewart Petersen. Denn oben rechts finden Wanderer im Notfall die genauen Koordinaten.
Während die Schilder Wanderer mit vielen Infos wie dem Schwierigkeitsgrad eines Rundweges versorgen, setzen die Gestalter beim Wegenetz selbst eher auf das oft bewährte Motto «weniger ist mehr». Nach einer aufwendigen «Inventur» wurden unzählige Daten und Fotos in eine Datenbank übertragen. «Damit wurde entschieden, welche Wege langfristig erhalten bleiben, welche Alternativrouten ausgewiesen und welche Abschnitte gestrichen werden», beschreibt Geschäftsführerin Drache.
In der Pflege des Wegsystems steckt viel Arbeit
Aufaddiert kommt sie auf etwa 55.000 ehrenamtliche Stunden, die die Mitglieder der Zweigvereine aus Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und auch Thüringen jährlich in die Pflege des Wegsystems stecken. Finanzielle Unterstützung für Projekte gibt es auch von den Ländern und Landkreisen. Verschweigen will der Harzklub dabei nicht, dass Mitgliedsbeiträge sehr wichtig sind und Nachwuchssorgen bestehen.
Ein Problem, das die vielen neuen Harz-Wanderer mitbringen, ist der Müll. Von denen seien vielleicht noch nicht alle so mit der Natur verbunden, lautet die verständnisvolle Erklärung der Klubmitglieder. Während der Tourismusverband schon deutlicher auf das kontrovers diskutierte Thema hinweist, für das sensibilisiert werden müsse. «Sie merken, im Hintergrund ist immer gewaltig was zu tun», gibt Hauptwegewart Petersen zum Ende des Ortsbesuches mit auf den Weg.