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Bei Eichstätt führt der Radweg direkt an der Altmühl entlang.

Bei Eichstätt führt der Radweg direkt an der Altmühl entlang. Foto: Andreas Drouve/dpa-tmn

Radreisen Alles im Fluss auf dem Tauber-Altmühl-Radweg

350 Kilometer vom Main zur Donau: Kurz vor der lang erwarteten Rückkehr zur Reisenormalität ist unser Autor auf dem Tauber-Altmühl-Radweg schon einmal vorausgefahren.

Der Tauber-Altmühl-Radweg hat kaum Steigungen. Doch 350 Kilometer sind keine Kleinigkeit. Die Strecke verläuft zum Glück fast nur über Asphalt - und ist voller Sehenswürdigkeiten. Durch Wein- und Bierland geht es, ins Zauberstädtchen Rothenburg ob der Tauber, zu Burgen, Kirchen, Seen, wilden Felsen und freundlichen Menschen. Ein Reisetagebuch in sieben Etappen.

Etappe 1: Wertheim-Distelhausen (33 Kilometer)

Bunte Häuschen reihen sich in Wertheim an der Altmühl auf, in der nördlichsten Stadt Baden-Württembergs. Hoch über den Schleifen des Mains thront die Burg Wertheim. In der Altstadt kommt ein Automat für Fahrradschläuche zu früh - denn noch steht der Tacho auf null.

Der Radweg führt hinaus in die Natur, vorbei an seichten Höhen, Wiesen und Obstbäumen. Ein Bachlauf gluckst, Harzperlen glitzern an Bäumen. Jenseits der Tauberbrücke lockt der frei zugängliche Garten des Klosters Bronnbach mit einigen Picknicktischen. Das Dorf Impfingen ist in Corona-Zeiten ein grotesker Namenszufall. In Distelhausen wirkt der Schornstein der Brauerei wie ein Fingerzeig auf die örtliche Flüssignahrung.

Etappe 2: Distelhausen-Rothenburg (68 Kilometer)

Morgenstille im Tal. In Lauda steht nicht Bier auf dem Programm, sondern Wein. Schmuckstück des Weinguts Johann August Sack ist das Holzkunstwerk «Weinbau um Lauda» von Heinz A. Theobald: ein kapitaler Fassboden, geschnitzt aus Spessart-Eiche. Hier, im Anbaugebiet Baden, öffnen sich neue kulinarische Horizonte: mit dem weißen Souvignier gris und dem Tauberschwarz, einem hellen, fruchtigen Roten mit Aromen von Kirsche und Schwarzer Johannisbeere.

In Bad Mergentheim zieht der Marktplatz die Blicke auf sich. Wahrzeichen von Weikersheim ist das einstige Grafenschloss. Im dortigen Rittersaal tummeln sich Tiere aus bemaltem Gips. Der Barockgarten begeistert mit seiner Blumenpracht. In Creglingen lohnt ein Abstecher zur Herrgottskirche. Dort hat der Bildhauer Tilman Riemenschneider (1460-1531) ein Meisterwerk hinterlassen: den knapp zehn Meter hohen Marienaltar, geschnitzt aus Föhren- und Lindenholz.

Die kurzen, giftigen Anstiege bis Rothenburg ob der Tauber lassen E-Biker kalt. Wer hingegen ordentlich strampeln muss, wird versöhnt. Das berühmte Städtchen ist ein Gedicht, das nicht vieler Worte bedarf: Fachwerkhäuser, Wehrmauern, Türme, kopfsteingepflasterte Gassen. Noch stürmen keine Touristen aus dem Ausland die Souvenirshops.

Etappe 3: Rothenburg-Herrieden (54 Kilometer)

Hinter Rothenburg wird es unromantisch: Weg vom Taubertal, hin zur Altmühl, parallel zur Stadtausfahrt unter der Autobahn hindurch, steil hinauf nach Wachsenberg und durch austauschbare Dörfer.

Umso überraschender ist in Windelsbach der Werkstattbetrieb von Martin Kost. Der 54-Jährige ist Kammmacher, wie schon sein Großvater. Kost fertigt Holzkämme. «In Handarbeit mit maschineller Unterstützung», wie er sagt. In einem Kamm stecken bis zu 20 Arbeitsschritte, beginnend mit dem Aufschnitt der Holzblöcke. Martin Kost selbst benutzt keinen, die Haarpracht ist gewichen. Corona und Billigkonkurrenz aus Drogeriemarktketten sieht er nicht als Bedrohung: «Die Menschen wollen individuell hergestellte Artikel, dazu etwas Wertiges aus dem eigenen Land», sagt er.

Der Hornauer Weiher gilt offiziell als Quellgebiet der Altmühl. Eine Enttäuschung: Der Radweg führt oft nicht direkt am Fluss entlang, sondern über Felder und durch Wälder. Colmberg empfängt schließlich mit Badeweiher und Burgblick, Herrieden mit einem Weißstorch.

Etappe 4: Herrieden-Treuchtlingen (57 Kilometer)

Es läuft, alles ist im Fluss. Dorf folgt auf Dorf. Ornbau kündigt sich als «Tor zum Fränkischen Seenland» an. Bald ist die Brücke zur Vogelinsel im Altmühlsee erreicht, wo man das Rad parkt und zu Fuß auf den Lehrpfad ausschwärmt. Gewimmel am Himmel und in den Niederungen. Surfer, Segler, Stehpaddler. Kormorane und Graureiher.

Weiter geht es, der See verschwindet. Schilf begrenzt die Altmühl. Der Fluss kommt nah und zieht sich zurück. Ein erdiger Weg verläuft kilometerlang parallel zur Bahntrasse. In Treuchtlingen tauchen eine Tankstelle und ein Discounter auf: profane Zivilisation.

Etappe 5: Treuchtlingen-Eichstätt (43 Kilometer)

Der Radweg hält sich herrlich nah am Fluss. Die Altmühl ist Lebensraum von Enten und Blässhühnern, der Luftkurort Pappenheim tatsächlich von Pappenheimern. Kurios dahinter: die Weidenkirche, ein Freiluftkonstrukt aus Rankgerüsten. In Sicht geraten die Formationen der Zwölf-Apostel-Felsen auf der anderen Seite des Tals.

Ein unbefestigter Weg führt nun in den Wald. In Dollstein thront eine kitschgoldene Maria auf einer Säule. Der Burgsteinfelsen, der viele Kletterer anlockt, war einst Teil eines subtropischen Meeres. Ein Motocrosser bricht auf dem Radweg mit dem Gesetz und der Stille.

Eichstätt ist Universitätsstadt und eine Hochburg des Katholizismus. Der Barockstil feiert ein Fest in der Schutzengelkirche.

Etappe 6: Eichstätt-Beilngries (45 Kilometer)

Manfred Bauer kennt alles, was im Tal wächst, zum Beispiel Weißdorn, Scharbockskraut, Buschwindröschen und Orchideen. Der 50-Jährige ist einer von vier Rangern im Naturpark Altmühltal. Der Fluss begleitet ihn, solange er denken kann. In Inching lernte er darin schwimmen.

Was macht seinen Heimatfluss so besonders? «Es ist einer der am langsamsten fließenden Flüsse in Bayern, vielleicht sogar der langsamste. Dadurch strahlt er für mich eine unglaubliche Ruhe aus.» Typisch sind die Wacholderheiden über dem Tal.

Bei Kinding stört der sirrende Lärm einer Autobahn. Der doppelte Spitzturm der Kirche weist den Weg hinein nach Beilngries.

Etappe 7: Beilngries-Kelheim (46 Kilometer)

Auf dem letzten Abschnitt geht es mal wunderbar am Wasser entlang, mal allzu nah an der Straße. Das Bett der Altmühl wird vom Main-Donau-Kanal genutzt, geblieben sind Altflussarme als Biotope und Anglerreviere. Ein Frachter schiebt sich voran.

Kurz vor Kelheim liegen eine Schleuse und der Abzweig zur Tropfsteinhöhle Schulerloch, die man nur zu Fuß durch den Wald erreicht. Wer empfänglich ist, soll drinnen zwei Kraftpunkte spüren. Etwas wehmütig steigt man an der Donau vom Rad. Die Reise ist zu Ende, für den Moment. Irgendwann warten neue Ufer.

Tauber-Altmühl-Radweg

Tourenplanung: Umfassende Informationen zur Route bietet die Webseite www.tauber-altmuehl-radweg.de. Die Strecke ist mit grünweißen Radsymbolen gekennzeichnet und/oder mit den Routennamen, die der Tauber-Altmühl-Radweg verbindet: «Liebliches Taubertal» und «Altmühltal-Radweg». Unterwegs gibt es viele Quartiere, die am besten frühzeitig reserviert werden.

Informationen: Tourismusverband Franken, Pretzfelder Straße 15, 90425 Nürnberg (Tel.: 0911/941 510, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.frankentourismus.de).

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