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Manfred Dannegger, Töpfer, hockt im geöffneten Ofen und holt die gebrannten Gefäße heraus.

Manfred Dannegger, Töpfer, hockt im geöffneten Ofen und holt die gebrannten Gefäße heraus. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB

Brand im Holzofen Töpfergeheimnisse zum Advent

Manfred Dannegger ist einer der letzten Braunzeug-Töpfer deutschlandweit. Was dieses körperlich schwere Handwerk für Tücken hat, erfahren Besucher bei ihm an den Adventswochenenden aus erster Hand.

Wenn Töpfer Manfred Dannegger an den Adventswochenenden nicht nur seinen Laden, sondern auch Werkstatt und Ofen in Groß Neuendorf (Märkisch-Oderland) im Oderbruch öffnet, hat er viel zu erzählen.

Dass er vier Wochen an der Drehscheibe sitzt, um genügend Material für den 3,5 Kubikmeter fassenden Brennofen vorzubereiten. Dass die Keramik dann tagelang trocknen muss, verputzt sowie glasiert wird und er einen Tag zum Einräumen in den Ofen braucht. Und dass die Töpferwaren schließlich bei mehr als 1300 Grad im holzbefeuerten Ofen gebrannt werden, er dort 20 Stunden ununterbrochen dabei ist, um Holz nachzulegen, Temperaturen zu regeln und auf den Ofen zu hören, der den Takt vorgibt. «Ich bin dort hochkonzentriert und will dabei allein sein», beschreibt der Töpfer seine Arbeit.

«Sich die Hände bei der Arbeit schmutzig machen»

Seit 15 Jahren gibt er in der Adventszeit gern Auskunft über seine Erfahrungen mit dem traditionellen Handwerk. Gern würde der 72-Jährige sein Wissen und Können auch einem Nachfolger vermitteln. Doch der ist nicht in Sicht. «Hier war zwar mal ein junger Mann, aber der hatte keinen Biss», knurrt der gebürtige Mecklenburger, der lange Jahre zur See fuhr, bevor er Töpfer wurde. Der «Biss» aber ist offenbar notwendig, vor allem wenn man sich wie Dannegger dem traditionellen Handwerk verschrieben hat. Die Arbeit sei körperlich schwer, der Verdienst nicht üppig, deutet der Töpfer an. Aber: «Es muss doch neben den ganzen IT-Experten und High-Tech-Spezialisten auch noch Leute geben, die sich die Hände bei der Arbeit schmutzig machen», stöhnt er.

Zwei Zentren der Steinzeug-Herstellung habe es einst in Deutschland gegeben, erzählt Dannegger: die Bunzlauer Keramik in der gleichnamigen niederschlesischen Stadt mit reichen Tonvorkommen, und das Kannenbäckerland im Westerwald (Rheinland-Pfalz). Einziger Unterschied: Die schlesischen Töpfer glasierten ihre Keramik vor dem Brennen mit Lehm und Feldspat, die Rheinland-Pfälzer Produkte haben eine Salzglasur, die entsteht, wenn beim Brand im Ofen Natriumchlorid hinzu gegeben wird. «Bunzlauer Keramik dürfen sich inzwischen nur noch Töpferwaren nennen, die aus dem heutigen polnischen Boleslawiec stammen», sagt Christoph Keil, Grafikdesigner der Firma Kerazo e. K. aus dem sächsischen Delitzsch, die diese Spezialität europaweit vertreibt.

Glatt braun, ohne viel Muster, in einfachen Gebrauchsformen

Nach dem Zweiten Weltkrieg hätten die nun polnischen Bewohner von Bunzlau die Töpfertradition aufgegriffen und fertigten die Bunzlauer Keramik bis heute. «Allerdings ist das reine Braunzeug nicht mehr so gefragt, vielmehr Getöpfertes in farbenfreudigem Dekor», sagt Keil. Der Wahl-Oderbrücher Dannegger hat sich für das «Töppern» nach traditioneller Bunzlauer Art entschieden: glatt braun, ohne viel Muster, in einfachen Gebrauchsformen, schnörkellos. Durch die abgeschmolzene Lehmglasur und die hohe Brenntemperatur ist das Braunzeug besonders dicht und absolut feuerfest. Der 72-Jährige arbeitet nach alten, überlieferten Drehmaßen. Er hat seinen begehbaren Ofen mit dicken Ziegelwänden, riesigen Aschekästen und zwei Feuerklappen selbst gebaut.

Gereizt habe ihn vor allem die Herausforderung des Brandes im Holzofen. «Jeder Brand ist anders. Du brauchst Erfahrung und kannst auch scheitern. Wenn Du gut bist, hast Du 80 Prozent Töpferware 1. Wahl und nur zehn Prozent Ausschuss», beschreibt er. Schüsseln jeglicher Art, Backformen und Gurkentöpfe in charakteristischem Braun und mit mattem Glanz seien bei seinem deutschlandweiten Kundenstamm besonders beliebt. Der Handwerker hat aber neben der traditionellen Gebrauchskeramik auch neue Sachen im Programm. Brottöpfe oder Vogelhäuschen habe es früher ja nicht gegeben, sagt Dannegger. 12 Mal im Jahr hat er früher seinen Brennofen bestückt. «Und der muss voll sein, damit er ordentlich zieht.« Jetzt tritt der Autodidakt kürzer, schafft nur noch sechs Brände jährlich.

Hoffnung seine Erfahrungen an einen Nachfolger weiterzugeben

«Dannegger ist tatsächlich der letzte Töpfer zumindest in Ostdeutschland, der Braunzeug nach Bunzlauer Art traditionell im Freibrand-Ofen herstellt», sagt Peter Ludwig, Töpfer in Görzke und lange Jahre Obermeister der Brandenburger Töpferinnung. «Wir arbeiten zwar ähnlich, allerdings mit einem Gasofen, was einiges erleichtert.» Bei Gas- oder Elektroöfen, die heutzutage vielfach verwendet werden, bleibe die Brenntemperatur permanent gleich, erläutert Dannegger. Beim Holzbrand müsse der Töpfer selbst dafür sorgen, was nicht gleichmäßig gelinge. «Durch den jeweiligen Ascheanflug sehen nicht alle Krüge, Schüsseln oder Töpfe gleich aus und bekommen so ihren unverwechselbaren Charakter», beschreibt er die Vorzüge.

Der Oderbrücher will die Hoffnung noch nicht aufgeben, diese Erfahrungen an einen Nachfolger weitergeben zu können. Auch deswegen lädt er zu den Advents-Fachsimpeleien und lässt sich über die Schulter schauen. Doch auch der Görzker Töpfer Ludwig bestätigt den fehlenden Handwerker-Nachwuchs. «Junge Leute wollen heute geregelte Arbeitszeiten, gute Verdienstmöglichkeiten und viel Freizeit - das funktioniert aber beim Töpfern nicht.»

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