Kritik von Umweltschützern Riesen-Surfpark soll Wellenreiter nach Stade locken
Wellengarantie: Der Surfgarten in Stade verspricht bis zu 1000 Wellen pro Stunde. Das Großprojekt erhielt den Segen der Stadt, Umweltschützer sprechen dagegen von einem aus der Zeit gefallenen Vorhaben.Wo heute noch Acker ist, sollen bald Surfer bis zu zwei Meter hohe Wellen reiten. Rund 35 Kilometer Luftlinie von der Hamburger City ist auf fünf Hektar Fläche der «Surfgarten» geplant. 2023 sollen die Bauarbeiten beginnen. Ungefähre Investitionskosten: rund 20 Millionen Euro.
Stade will sich als feste Adresse für die Wellenreiter-Szene etablieren. Surfer pilgern auf ihrer Suche nach der perfekten Welle oft weltweit von Hawaii bis Südafrika an die besten Spots. Beliebt sind auch Portugals Algarve oder Frankreichs Atlantikküste. Aber dort muss man Geduld aufbringen, im Wasser auf die richtige Welle warten und dann schnell sein.
«Im offenen Meer am Ozean im Urlaub müssen Surfer um die Wellen kämpfen. Da gibt es Vorfahrtsregeln, die immer den fortgeschrittenen Surfer begünstigen. Dort heißt es grundsätzlich: Wer die Welle zuerst hat, darf sie reiten», sagt Jan Podbielski, Initiator des Projekts.
Wellen in Endlosschleife
Im geplanten Surfgarten ist das eben anders. «Man kriegt die Welle immer. Man stellt sich einfach hinten an und irgendwann ist man an der Reihe und bekommt seine Welle. Das bedeutet auch für Anfänger Wellengarantie.»
Podbielski ist gelernter Physiker und seit über 10 Jahren in der Offshore-Wind-Branche tätig. Die ersten Ideen hatte er schon 2016, seit 2018 wurde es konkreter. Kooperationspartner ist der spanische Hersteller und System-Lieferant Wavegarden.
Das Konzept überzeugte den Stadtrat. «Mit dem geplanten Surfpark erhält Stade eine touristische Attraktion, deren Strahlkraft weit über die Stadt- und Landkreisgrenzen hinausreicht», sagte Stades Bürgermeister Sönke Hartlef (CDU), als der Stadtrat vergangene Woche zustimmte.
Standort ist ein Wasserschutzgebiet
Für Heiner Baumgarten ist die Entscheidung nicht nachvollziehbar. «Das Projekt ist aus der Zeit gefallen», findet der Vorsitzende der Kreisgruppe Stade der Umweltschutzorganisation BUND, die sich auf 18 Seiten Stellungnahme zu dem Vorhaben äußerte. Er erinnerte daran, dass es sich bei dem Standort um ein Wasserschutzgebiet handle in unmittelbarer Nachbarschaft zu sensiblen Naturschutzgebieten.
Ein zentraler kritischer Punkt sei unter anderem der Wasserbedarf, der nicht allein durch Niederschlag gedeckt werden könne. «Wenn die Wasserwerke in den letzten Jahren die Bürger im Sommer aufgefordert haben, das Rasensprengen einzustellen und den Wasserverbrauch zu drosseln, dann kann man heute nicht mehr allen Ernstes mit solchen Projekten kommen», so Baumgarten. Der BUND prüfe jedenfalls rechtliche Schritte gegen das Projekt.
Podbielski verweist dagegen auf ein geschlossenes Wassersystem, das der Schwimmbadtechnologie ähnlich sei, und auf die hohe Nutzung von Regenwasser. Er weiß aber, dass das Projekt nicht nur Befürworter hat. In der Diskussion komme man schnell an den fundamentalen Punkt und die Frage, ob man heute eigentlich noch Spaß haben dürfe? «Und darf für Spaß-, Freizeit-, Sport-Gewerbe und regionalen Tourismus noch Energie verbraucht werden? Wir sagen: Ja, auf jeden Fall.»